Massenmanipulation, Propaganda und Gehirnwäsche

Begonnen von Hans, September 26, 2011, 18:54:52

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Hans

"Russland hat den Krieg gewonnen" – Journalist Weimer schockt TV-Runde
16 Juni 2022 13:24 Uhr

Kommt die Realität nun auch in der ARD an? Als der Journalist Wolfram Weimer bei Maischberger am Mittwoch Klartext über die Situation in der Ukraine sowie die internationale Isolierung des "Westens" sprach, erntete er entsetzte Gesichter und eher zaghaften Widerspruch.             

Entgleiste Gesichtszüge gab es am Mittwochabend bei Maischberger in der ARD: Der Journalist und Herausgeber des Magazins The European, Wolfram Weimer, sagte:

    "Wir müssen uns eine unangenehme Wahrheit eingestehen und die heißt, dass Russland diesen Krieg gewonnen hat."

Maischberger reagierte überrascht: "Jetzt?", hakte sie nach. Weimer bejahte: "Faktisch hat Russland den Donbass praktisch jetzt erobert", ergänzte er. Die Flächengewinne seien riesig, "in etwa so groß wie Holland und Belgien zusammengenommen", die Landverbindung zur Krim sei da.
Meinung
Olivgrüne Liaison: Claudia Roth sorgt sich um die "kulturelle Identität der Ukraine"

"Wie soll Russland diesen Krieg jetzt noch verlieren? Die Ukraine hat die Kraft nicht, auch nicht mit den Waffen, die wir noch liefern können", so Weimer. Russland gewinne den Kampf auch im "internationalen Spiel der Sanktionen". So mache Russland Geschäfte mit China und Indien, Schwellenländer wie Brasilien und Südafrika seien "dem Westen von der Fahne gegangen". In Südafrika wurde der Bundeskanzler "auf offener Bühne blamiert. Die wollen dort keine Sanktionen. Die wollen noch nicht einmal von "Interventionskrieg" reden. Er betonte:

    "Wir haben auch diesen internationalen Krieg um die Mehrheit verloren. Und wir müssen uns das eingestehen. [...] Wir können diesen Krieg nicht gewinnen, wir müssen ihn möglichst schnell beenden."

Video hier:  https://rtde.team/inland/141201-journalist-bei-maischberger-russland-hat/

"Vertrauen Sie denen, die nach der Wahrheit suchen, und mißtrauen Sie
denen, die sie gefunden haben."
(André Gide)

Hans


Der Präsident eines der führenden Pharmaunternehmen Spaniens steht auf der Liste derjenigen mit gefälschten Corona-Impfungen

El presidente de una de las principales empresas farmacéuticas de España, en la lista de falsos vacunados contra el coronavirus

Gegen José María Fernández Sousa-Faro, Präsident von PharmaMar, einem der führenden Pharmaunternehmen Spaniens, wird von der nationalen spanischen Polizei ermittelt. Es geht um gefälschte Covid-19-Impfstoffe beziehungsweise Impfzertifikate. In Spanien hatten sich offenbar zahlreiche Prominente und Reiche die Giftspritze nicht antun wollen und gegen viel Geld eine Bescheinigung besorgt, nach der sie angeblich Corona-,,geimpft" seien. Bezeichnend ist, dass der Chef eines großen Pharmaunternehmens hier dabei ist.
http://blauerbote.com/2022/06/21/der-praesident-eines-der-fuehrenden-pharmaunternehmen-spaniens-steht-auf-der-liste-derjenigen-mit-gefaelschten-corona-impfungen/
"Vertrauen Sie denen, die nach der Wahrheit suchen, und mißtrauen Sie
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(André Gide)

Hans

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Hans

Mediale Begleitung in die "neue Normalität": Kühlere Wohnungen sind laut "Welt" gesünder
25 Juni 2022 13:10 Uhr

Kühler Wohnen ist gesund, weniger Duschen auch. Die Medien liefern die immer absurdere Begleitmusik für die immer härteren Einschränkungen und die Schaffung der "neuen Normalität" im Westen. Dabei geht es nicht um Berichterstattung, sondern um Propaganda.     

von Andreas Richter

Das Springer-Blatt Welt bringt seinen Lesern in einem langen Artikel nahe, warum "kühlere Wohnungen gesünder sind". Vor einigen Wochen schon wusste das Boulevardblatt Bild aus demselben Hause zu berichten, dass es genüge, vier Körperstellen zu waschen, und dass sich die Haut schon selbst reinige, wenn man sie nur lasse.

Man ahnt schon, was in den nächsten Monaten noch alles auf die Leser zukommen dürfte: Laufen ist gesünder als Fahren, auch ohne Arbeit kann man glücklich sein und überleben, ohne eigene Wohnung lernt man viele neue Leute kennen. Und natürlich, der Verzicht auf tierische Lebensmittel verlängert das Leben.

Wo sind wir, was erwartet uns in Europa und in Deutschland? Ein Interview mit Wolfgang Bittner

Ganz offensichtlich geht es darum, den Menschen eine immer harscher werdende Realität mit immer knapper und teurer werdenden Ressourcen als etwas Gutes oder doch irgendwie Nützliches zu verkaufen. Dabei fällt auf, wie sehr die derzeitigen Entwicklungen im Kontext des Ukraine-Konflikts sich mit dem decken, was etwa die Grünen schon seit längerem fordern.
Natürlich begleiten die Medien ihre Schäfchen auch bei anderen Themen in die "neue Normalität". Die Pandemie ist die schlimmste seit Menschengedenken, die Impfung ist sicher, die Maßnahmen wirken. In der Ukraine wird für uns die Demokratie verteidigt, Putin ist das personifizierte Böse (aber vielleicht auch längst tot), den Russen geht bald die Munition aus, und das nun schon seit Monaten.

Und weiter: Verzicht auf Familie steigert das Wohlbefinden, Verzicht auf Kinder schützt das Klima, ein Geschlechtswechsel ist etwas ganz Normales, Drogen sind nicht so schlimm, Datenschutz wird überschätzt, wirklich Privates gibt es eh nicht mehr. Jeder ist ständig online, alles wird öffentlich, und das ist gut so.

Der Begriff "neue Normalität" wurde seinerzeit im Corona-Kontext von Jens Spahn geprägt. Mittlerweile lässt sich mit diesem Ausdruck der grundlegende Umbau der westlichen Gesellschaften beschreiben, der keinen Lebensbereich auslässt.

Dessen Zielrichtung hat mit allen herkömmlichen Vorstellungen eines guten und menschengerechten Lebens so wenig zu tun wie die mediale Begleitmusik zu diesen Vorgängen mit der eigentlichen Aufgabe der angeblichen "Vierten Gewalt", staatliches Handeln und dessen Folgen kritisch zu hinterfragen. Was wir sehen, ist Propaganda.

https://rtde.team/meinung/141911-mediale-begleitung-in-neue-normalitat/
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Hans


Faktencheck zu Unterrichtsmaterialien der Bundeszentrale für politische Bildung zum Ukraine-Krieg: Tendenziöse Sprache und nachweislich falsche ,,Fakten"
27. Juni 2022 um 9:07 Ein Artikel von: Florian Warweg
Unter der Rubrik ,,Lernen" hat die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) eine Broschüre für Schüler zum Thema ,,Krieg von Russland gegen die Ukraine" herausgebracht. Die NachDenkSeiten haben sich dieses offizielle Lernmaterial für Schulen näher angeschaut und sind dabei auf zahlreiche Ungereimtheiten, gravierende Verkürzungen sowie einseitige und teilweise explizit falsche Darstellungen gestoßen. Von Florian Warweg.

Weiter hier:  https://www.nachdenkseiten.de/?p=85208
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Hans

Ein halbwegs funktionierendes Gehirn reicht aus, um Propaganda zu durchschauen

Gilbert Doctorow

 

Die Eliten der Europäischen Union, die das Sagen haben, scheinen ihre Mitbürger zu verachten. Die russischen Medien müssen aus dem Äther verbannt werden, damit die armen Einfaltspinsel, die sich Europäer nennen, nicht vom Kreml in die Irre geführt werden!

Ich behaupte, dass den Menschen der ganze Wirbel um die Ukraine auf der ideologischen Ebene von Demokratie versus Autokratie oder Zivilisation versus Barbarei völlig egal ist. Sie sorgen sich um ihre Benzinrechnungen, um die steigenden Kosten an der Supermarktkasse. Punktum.

Diese Gleichgültigkeit gegenüber dem militärischen und wirtschaftlichen Krieg, der von Brüssel aus geführt wird, ist traurig, auch wenn sie sich in den kommenden Monaten noch umkehren und in Straßenproteste umschlagen könnte. Nicht wegen der russischen Propaganda, die jetzt sicherlich im Keim erstickt wird, sondern weil der Schmerz, den die wirtschaftliche Kamikaze-Politik der Bevölkerung durch Sanktionen gegen Russland zufügt, hier unerträglich wird.

In der Zwischenzeit möchte ich einige weitere Gedanken zu meinem Essay von vor zwei Tagen über den Neuen Eisernen Vorhang anbringen.

Erstens sind die Widersprüche in den Nachrichten (sprich: Propaganda) des kollektiven Westens aus Kiew für jeden, der nur über ein halbes Hirn und ein wenig geistige Konzentration verfügt, eklatant und selbstzerstörerisch, wenn kein Gegner im Ring steht.

Vor mehr als einem Monat bemerkte ich solche Widersprüche in einem BBC-Bericht aus Charkow über angeblich heftigen russischen Artilleriebeschuss auf Wohnhäuser. Eine gut frisierte und gekleidete Reporterin im Vordergrund zeigte auf ein teilweise ausgebranntes Hochhaus etwa hundert Meter hinter ihr und sagte: "Stellen Sie sich vor, hier sind vier Menschen unter russischem Artilleriebeschuss gestorben!" Vier Menschen starben bei der Zerstörung eines mehrstöckigen Wohnhauses? Eine plausiblere Interpretation wäre, dass das Gebäude bis auf ukrainische Militärvorräte leer war oder schwere Waffen darin gelagert waren, wie die Russen damals sagten.

Am vergangenen Wochenende wurde von Euronews und anderen westlichen Medien ein ähnlicher Unsinn über einen russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus in der Kiewer Innenstadt berichtet. Vier der neun Stockwerke wurden zerstört, aber die Ukrainer meldeten nur ein oder zwei Tote. War dies nicht ein Gebäude, aus dem die zivilen Bewohner vertrieben worden waren und in dem eine Waffenproduktionsanlage installiert worden war, wie die Russen behaupteten?

In der heutigen Schlagzeile der Morgenausgabe von Euronews ist von einem russischen Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk in der Oblast Poltawa die Rede. Auf unseren Bildschirmen sind die schwelenden Überreste, das verbogene Eisengestell zu sehen. Zelensky behauptet, dass mehr als tausend Zivilisten dort Schutz gesucht hätten. Die Zahl der Todesopfer wird jedoch mit etwa einem Dutzend angegeben. Ergibt das irgendeinen Sinn, wenn man es sich genau überlegt? Die einfache Antwort lautet "Nein". Das heißt, man durchschaut die Propaganda, ohne auch nur die russische Erklärung für die Geschehnisse zu hören: Nur 90 Meter entfernt befand sich nämlich eine Fabrik, in der ukrainische Panzer und andere Militärfahrzeuge repariert wurden und die auch zur Lagerung neu eingetroffener westlicher Waffen diente; sie war das Hauptziel der russischen Bomben. Sekundäre Explosionen lösten dort Brände in einem verlassenen Einkaufszentrum aus.
 http://antikrieg.com/aktuell/2022_06_30_einhalbwegs.htm



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Hans

Wie Politik und Agrarkonzerne in Kriegszeiten "Hunger für den Profit" verschleiern
4 Juli 2022 10:05 Uhr

In ihrer aktuellen Pressemitteilung erklärt die internationale Organisation Navdanya, wie multinationale Agrarkonzerne und die Nahrungsmittelindustrie die aktuelle politische Lage dazu nutzen, um der Profite Willen eine künstliche Nahrungsmittelknappheit zu erzeugen.             

Vor 30 Jahren gründete die Physikerin und Trägerin des alternativen Nobelpreises Dr. Vandana Shiva in Indien die internationale Umweltorganisation Navdanya (auf Deutsch: "Neun Saaten" oder "Neue Gabe") mit dem Ziel, Saatgut- und Nahrungsmittelsouveränität weltweit zu verteidigen und die Kleinbauern zu schützen. Navdanya fördert ein neues Paradigma für die Landwirtschaft und die Ökonomie. In der angestrebten Kultur mit Nahrungsmitteln, die der Gesundheit der Menschen dienen, sollen die jetzt vorherrschende Gier, die Konsumsucht und der Wettkampf eines jeden gegen jeden durch ökologische Verantwortung und ökonomische Gerechtigkeit ersetzt werden.

Dr. Vandana Shiva: "Die Infrastruktur der Gier zerstört die Infrastruktur des Lebens"
Navdanyas Forschungsarbeiten der letzten 30 Jahre haben gezeigt, dass Agrarökologie die menschliche Ernährung und Gesundheit verbessert. Mittels ökologischer Landwirtschaft können sich Boden, Wasser und die biologische Vielfalt erholen.

Die Umweltorganisation hat seit ihrer Gründung unzählige Projekte zum Schutz der Biodiversität ins Leben gerufen, – Dr. Vandana Shiva gehörte zum Beispiel auch zu den Mitinitiatoren des Monsanto-Tribunals im Jahr 2016 in Den Haag – und ist rund um den Globus mit Umweltorganisationen und Aktivisten vernetzt. Im Rahmen der aktuellen Kampagne "Unser Brot, unsere Freiheit" hat Navdanya am 24.Juni in einer Presseerklärung zu der aktuellen, angeblich kriegsbedingten Nahrungsmittelkrise Stellung bezogen. Darin wird begründet, wie Politik und Agrarkonzerne zur Steigerung der Profitrate künstlich Hunger erzeugen, welcher dann anderen in die Schuhe geschoben wird.

Navdanya Presseerklärung vom 24.Juni 2022: Hunger säen – Profit ernten
"Die G7 sollten aufhören, Hungersnot systematisch zu fördern und stattdessen Bewegungen für Ernährungssouveränität und Agrarökologie unterstützen.

Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine beherrschen Warnungen vor einer drohenden Nahrungsmittelkrise die Schlagzeilen. Laut dieser Meldungen würde die aktuelle Invasion Druck auf das weltweite Angebot und die Preise für Grundnahrungsmittel ausüben, da Russland und die Ukraine 25 bis 30 Prozent des Welthandels mit Weizen und mehr als 50 Prozent des Handels mit Sonnenblumenöl, -samen und -mehl ausmachten. In den Schlagzeilen und in den Nachrichten heißt es nun, weil die "Kornkammer Europas" in absehbarer Zeit nicht mehr produzieren könnte, ständen wir jetzt vor dem Zusammenbruch der globalen Nahrungsmittelversorgung. 

Aber nach Angaben der FAO, der Weltbank und des Internationalen Expertengremiums für nachhaltige Ernährungssysteme (IPES) besteht derzeit gar keine Gefahr einer weltweiten Nahrungsmittelknappheit. Dies ist den weltweit überdurchschnittlich hohen Weizenvorräten und einem günstigen Verhältnis zwischen Bestand und Verbrauch zu verdanken. Nach Angaben des ukrainischen Landwirtschaftsministeriums konnte das Land seine ebenfalls überdurchschnittlich hohen Ernten der Saison 2021/ 2022 noch vor der Invasion einfahren. Warum sind jetzt also so viele Länder von einem erhöhten Risiko der Nahrungsmittelknappheit und schlimmstenfalls sogar von einer Hungersnot bedroht?

Oxfam wirft G7-Staaten Versagen im Kampf gegen Hungerkrise vor
Ungeachtet des ausreichenden weltweiten Angebots erreichten die Lebensmittelpreise in der Woche vom 7. März 2022 ihren höchsten Stand in der Geschichte. Hungersnot und Lebensmittelpreise stiegen bereits während der COVID-Pandemie. Aber seit der russischen Invasion hat die Finanzspekulation auf dem Rohstoffmarkt extrem zugenommen. Dabei werden massive Kapitalbeträge von Investmentfirmen bewegt, die nur auf Profit aus sind. Übermäßige Spekulation, höhere Preise für Rohstofftermingeschäfte und eine größere Volatilität auf dem Markt: Das sind die Ursachen der Krise. Damit erzielen Finanzakteure und große Agrarkonzerne höhere Gewinne, wobei in Folge die realen Lebensmittelpreise in der Welt in die Höhe schießen.

Dr. Vandana Shiva, Präsidentin von Navdanya International, stellt dazu fest:

"In der Geschichte wurde jede Krise von den Weizenmonopolen genutzt, um ihre Gewinne und ihre Kontrolle zu erhöhen. Lebensmittel wurden zu einer Ware, zu einem Finanzwert gemacht. Das vom Finanzkasino erzeugte Finanz- und Geldwachstum führt nicht zu einem echten Wachstum der Prozesse, die das Leben unterstützen und erhalten. Stattdessen hat die Deregulierung das globale Finanz- und Lebensmittelsystem destabilisiert. Sie hat Vermögensverwaltungsfonds wie Blackrock und Vanguard hervorgebracht. Indexmanagement-Fonds können Finanzen vermehren, aber keine Nahrungsmittel."

Bei den meisten Diagnosen der gegenwärtigen Nahrungsmittelkrise wird also übersehen, dass das Problem nicht in einem mangelnden Angebot oder einer mangelnden Marktintegration liegt, sondern in der Art und Weise, wie das Nahrungsmittelsystem den Machtinteressen entsprechend strukturiert ist.

Baerbock: Russland setzt Hunger "ganz bewusst als Kriegswaffe" ein
Tatsächlich war die Welt schon lange vor dem aktuellen Konflikt mit einer Nahrungsmittel- und Unterernährungskrise konfrontiert. Von der Kolonialzeit, in der die Ausbeutung der Kleinbauern begann, über die Grüne Revolution bis hin zur Verwirklichung des globalisierten Freihandelsregimes, konnten wir die vorsätzliche Zerstörung der Kleinbauern und der Ernährungssouveränität zugunsten der Macht der Konzerne erleben. Es ist daher kein Zufall, dass wir heute Zeugen der dritten großen Nahrungsmittelkrise in den letzten 15 Jahren sind.

Darüber hinaus hat das globalisierte, industrialisierte Agrar- und Ernährungssystem selbst den Präzedenzfall für diese wiederholten Nahrungsmittel- und Hungerkrisen geschaffen, obwohl es ununterbrochen behauptet, dass es für die globale Ernährungssicherheit am besten sei. Von der Agrarindustrie wurden in der Vergangenheit und bis in die Gegenwart Bedingungen geschaffen, die zu einem starren, globalisierten System führten. Dieses Agrarsystem basiert auf industrieller Landwirtschaft, der Monetarisierung und der Vorherrschaft von Konzernen. In Kombination mit der gescheiterten Umgestaltung der Lebensmittelsysteme, der derzeitigen Überspekulation und den Nachwirkungen der Pandemie treiben uns diese Faktoren nun auf eine mögliche Hungersnot zu.

Aber das Schlimmste ist, dass internationale Institutionen, Regierungen und Konzerne die derzeitige Krise – wie jede andere Krise auch – nutzen, um ihr gescheitertes Modell weiter zu festigen und zu verstärken, ungeachtet seiner offensichtlichen Unhaltbarkeit. Nach solch falschen Lösungen und gescheiterten Ansätzen wird in den Schlagzeilen und internationalen Stellungnahmen permanent gerufen. Dazu gehören auch die kollektive Aufforderung, die Produktion um jeden Preis zu steigern, die Einführung eines neuen, noch nicht getesteten GMO-Weizens, mehr synthetische Lebensmittel und eine ausgeweitete Verankerung der Digitalisierung.

Gegen die Macht der Agrarindustrie: Interview mit kolumbianischen Aktivisten
In Europa drängen nun einige auf die Freigabe neuer genmanipulierter Pflanzen und neuer Pestizide als Lösung für die Nahrungsmittelkrise.

"Jede Katastrophe wird von der Gentechnik-Lobby als Chance genutzt – und diese Lobby repräsentiert dabei auch gleich das Konsortium, das giftige Agrochemikalien verkauft", kommentiert Dr. Vandana Shiva. "Die europäischen Bürger müssen aufstehen.  Sie müssen ihre Freiheit, gentechnikfreie Lebensmittel zu essen, und ihr Recht auf biologische Sicherheit verteidigen. Sie müssen Offenlegen wie die Regierungen lügen, um den Krieg in der Ukraine dazu zu nutzen, den europäischen Bürgern ungetestete und unregulierte GVO aufzuzwingen."

Heute sind wir an einem Wendepunkt angelangt. Die derzeitige Preiskrise und die sich abzeichnende Hungerkrise sind nicht die Symptome eines Krieges, sondern die Symptome eines Systems, das zu weit gegangen ist. Wenn wir in einer Zeit, in der sich mehrere Krisen überlagern, diesen Weg weiter beschreiten, wird dies nur zu immer schlimmeren globalen Krisen führen. Stattdessen müssen wir auf einen internationalen Konsens hören, wonach  dringend eine Alternative zur industriellen Landwirtschaft und dem groß angelegten Verteilungsmodell geschaffen werden muss.

Dr. Vandana Shiva beschreibt, wie "Agrarökologie auf der Grundlage der biologischen Vielfalt mehr Lebensmittel erzeugt, wenn man den Nährwert pro Hektar und nicht den Ertrag pro Hektar betrachtet. Das Nettoeinkommen der Landwirte ist höher, wenn sie biologische Vielfalt für die lokale Lebensmittelwirtschaft anbauen, anstatt chemieintensive Monokulturen für globale Lieferketten zu produzieren. Biodiversität, chemiefreie und lokale Lebensmittel kommen den Landwirten, den Bürgern und der Erde zugute".

Und sie stellt uns echte Lösungen für die derzeitige Lebensmittelkrise vor.

"Multimilliarden-Dollar-Chance" – 90 Prozent der Agrarsubventionen weltweit schaden Mensch und Natur

Agrarökologie steigert nicht nur das Einkommen der Landwirte, sondern verbessert auch die Ernährung und die Gesundheit. Gleichzeitig regeneriert sie den Boden, das Wasser und die biologische Vielfalt, bremst den Klimawandel ab und erhöht die Widerstandsfähigkeit. Wir brauchen unbedingt radikale Veränderungsstrategien, welche die Bedürfnisse der Menschen anerkennen, ihnen ihre Würde zugestehen, die Natur respektieren, die Menschen über den Profit stellen, die sich der Vereinnahmung durch Konzerne widersetzen und sich auf ein faires und menschenwürdiges Lebensmittelsystem für alle ausrichten.
Wir brauchen lokale Lebensmittelsysteme und Öko-Regionen sowie soziale und integrative Wirtschaftsnetzwerke, die auf ökonomischer Demokratie basieren und entsprechende Bildungsprogramme. Wir brauchen Bauernmärkte, die lokale Biobauern mit der örtlichen Bevölkerung verbinden. Regierungen sowie regionale und internationale Institutionen müssen diese Ansätze unterstützen, um die Lebensmittelsysteme der Konzerne mittels Agrarökologie und Ernährungssouveränität zu überwinden.

Der russisch-ukrainische Konflikt hat einmal mehr gezeigt, wie anfällig die globalisierten Lebensmittelsysteme sind und wie schnell sich Marktschwankungen zu Lasten der Ärmsten auswirken. Das derzeitige globalisierte, industrielle Agrarnahrungsmittelsystem ist ein Nahrungsmittelsystem, das strukturell zum Hunger führt."

https://rtde.team/international/142269-wie-politik-und-agrarkonzerne-in/
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Hans


Ein Botschafter, der einen Faschisten als Vorbild hat – Andrij Melnyk, Stepan Bandera und deutsche Kriegstreiber
05. Juli 2022 um 10:30 Ein Artikel von Winfried Wolf

Andrij Melnyk ist in Deutschland dank zahlreichen einschlägigen Medienauftritten das Gesicht der Ukraine. Doch auch wenn die Aussagen des ,,Noch-Botschafters" jegliche Diplomatie vermissen lassen, halten sich die meisten Medien mit Kritik an ihm zurück. Das gilt auch für seine jüngsten Entgleisungen bei dem YouTube-Interviewformat Jung & Naiv. Erst die Proteste aus Israel und Polen sorgten dafür, dass er nun Medienberichten zufolge ins Kiewer Außenministerium weggelobt werden soll. Das macht die Sache keinesfalls besser, da dann ein weiterer Anhänger des faschistischen Bandera-Kultes in der Regierung sitzt. Winfried Wolf schildert für die NachDenkSeiten ausführlich den Hintergrund dieser Debatte.
Dass sich Andrij Melnyk spätestens seit Beginn des Ukraine-Kriegs mit Provokationen hervortat, ist allseits bekannt. Als Gast in Dutzenden TV-Talkshows konnte man immer wieder den Eindruck gewinnen, dass der Mann es einerseits darauf anlegt, als Russlandhasser, Befürworter immer massiverer Waffenlieferungen an die Ukraine und als jemand, der die Gefahr eines großen europäischen Krieges kleinredet, sich vor jede Kamera und jedes offene Mikrophon zu stellen. Und dass andererseits die Mainstream-Medien und die deutsche Regierung vor dem Botschafter kuschen, ihm nach dem Mund reden und seine Forderungen Punkt für Punkt übernehmen.

Nun war es das in weiten Kreisen eher unbekannte Internetmagazin ,,Jung & Naiv", in dem Melnyk Ende Juni mehr als drei Stunden lang hartnäckig und kompetent mit Fakten zu Stepan Bandera, dem Kopf der ultranationalistischen und antisemitischen Terrororganisation OUN-B, der Organisation Ukrainischer Nationalisten, konfrontiert wurde. Je länger das Gespräch dauerte, desto defensiver und unglaubwürdiger wirkte der Herr Botschafter. Er sagte dann Sätze wie ,,Für einen Freiheitskämpfer gibt es keine Gesetze"; ,,Es gibt keine Belege, dass die Bandera-Gruppen Hunderttausende Juden getötet hätten"; ,,Nein – Bandera und die OUN sind nicht Teil des Holocaust" ,,Putin ist eine Symbiose aus Stalin und Hitler", ,,Die russische Kultur ist Kriegsinstrument". Immer wieder erwiderte Melnyk, wenn ihm von dem Interviewer Tilo Jung Fakten vorgehalten und Zitate vorgelegt wurden, dass die präsentierten Quellen nicht vertrauenswürdig seien, dass er nicht wüsste, ,,wie Israel darauf kommt", solche Äußerungen zu tätigen. Und als Jung einmal als Quelle die ,,Jüdische Gemeinde Berlin" nennt, reagiert Melnyk mit einem süffisanten ,,Ah, okay ...". Gleichzeitig sagte er: ,,Ich bin bereit, mit den Jüdischen Gemeinden über Bandera zu reden" – unter der Voraussetzung, dass diese Diskussion dann ,,sachlich" stattfände und dass dabei Bandera nicht pauschal als Mörder und Faschist bezeichnet würde.[1]

Obgleich bereits nach drei Tagen 150.000 Menschen sich das Interview auf der ,,Jung & Naiv"-Website angesehen haben, obgleich der Interviewer ausgesprochen präzise und ruhig argumentierte und auf diese Weise Melnyk seine Maske fallen lassen musste und immer mehr ins Stottern geriet beziehungsweise absurde Gegenangriffe startete (,,Warst du schon mal in Sachsenhausen?"), sind nach Bekanntwerden des Gesprächs die Proteste eher verhalten. Während in Kassel bei der Documenta ein – tatsächlich antisemitisches! – Bild einer indonesischen Künstlergruppe genügend Basis dafür ist, dass es einen bundesweiten Skandal mit Rücktrittsforderungen für die Verantwortlichen gibt, kann der Botschafter der Ukraine sich offen dazu bekennen, einen Faschisten und Antisemiten als sein Vorbild zu sehen und dutzendfach zu leugnen, dass es sich dabei um einen Massenmörder und Kriegsverbrecher handelt, den die Regierungen in Moskau, in Warschau und in Tel Aviv auch als solchen begreifen und genauso bezeichnen.

Einige Medien versuchen, den Vorfall herunterzuspielen. In der Neuen Züricher Zeitung beispielsweise heißt es, Melnyk sei in dem Interview ,,mit den Massakern konfrontiert" worden, ,,die Banderas Leute an Polen verübt haben", worauf der ukrainische Botschafter darauf verwiesen hätte, dass es ,,auch Massenmorde von Polen an Ukrainern" gab. Tilo Jung sagte dazu im Interview, dass das die Sache ,,doch nicht besser" machen würde. Vor allem aber hatte er Melnyk vorgehalten, dass Banderas Leute einige Hunderttausend Jüdinnen und Juden ermordeten. Jung verwies darauf, dass Stepan Bandera persönlich die Losung ausgegeben hatte, die Ukraine müsse ,,frei von Polen, Juden und Russen" sein. Auch hier bezweifelt Melnyk die Authentizität der Quelle.

In der Süddeutschen Zeitung wird Bandera als ,,ideologischer Führer" der OUN bezeichnet.[2] Damit wird unterstellt, dass er keine direkte Verantwortung für die OUN-Massaker getragen hätte. Mit derselben Stoßrichtung argumentierte Melnyk, dass Bandera doch im KZ Sachsenhausen gewesen sei, als die Verbrechen, die ihm vorgehalten werden, verübt wurden: ,,Ich bin dagegen, dass man all die Verbrechen Bandera in die Schuhe schiebt". Tatsächlich war Bandera der uneingeschränkte Chef der OUN-B. Das ,,B" in der Organisationsbezeichnung stand für seinen Namen. In Sachsenhasen befand er sich nur drei Jahre lang – von Ende Juni 1941 bis September 1944; er lebte dort unter vergleichsweise komfortablen Bedingungen als ,,Ehrenhäftling". Und es war das NS-Regime, das ihn am 25. September 1944 aus diesem Hausarrest entließ. Spätestens ab diesem Zeitpunkt agierte er als freier Mann – als OUN-Führer, als faschistischer, antisemitischer und antipolnischer Terrorist, durchaus mitverantwortlich für das Operative, also für das unten näher beschriebene massenhafte Morden.

Sieht man sich die Geschichte der OUN und diejenige ihres Führers Stepan Bandera an, dann fanden die Verbrechen der ukrainischen Nationalisten in vier Perioden statt.

Zunächst gab es die Vorkriegsperiode – die Zeit zwischen der OUN-Gründung 1929 und dem deutsch-sowjetischen Überfall auf Polen im September 1939. Die OUN verbreitete in dieser Zeit ihr ultranationalistisches Programm, in dem es u.a. heißt: ,,Du wirst den ukrainischen Staat erkämpfen oder im Kampf für ihn sterben [...] Du sollst nicht zögern, die allergefährlichste Tat zu begehen, wenn die Sache dies verlangt. [.. ] Begegne den Feinden Deiner Nation mit Hass und rücksichtslosem Kampf." In dieser Zeit begann die OUN den bewaffneten Kampf gegen den polnischen Staat. Die OUN-Aktivisten töteten Polizisten und polnische Zivilisten. Die Organisation wurde damals bereits von der deutschen Reichswehr und dem deutschen Abwehrchef Canaris heimlich politisch unterstützt und mit Waffen versorgt. Bandera wurde 1934 von polnischen Sicherheitskräften inhaftiert und von einem Gericht zum Tode verurteilt, weil man ihm die Beteiligung an der Ermordung des polnischen Innenministers Bronislaw Pieracki zur Last legte. Zu der Tat hatte sich die OUN bekannt. Die Strafe wurde in lebenslange Haft umgewandelt. Im September 1939 kam Bandera im Zusammenhang mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs frei.

Nach dem deutsch-sowjetischen Überfall auf Polen am 1. beziehungsweise am 17. September 1939 begann eine zweite, rund zweijährige Periode der OUN-Tätigkeiten. Die ukrainischen Nationalisten der Bandera-Organisation agierten auf dem von Deutschland besetzten polnischen Gebiet als eine Hilfstruppe des NS-Regimes. Die in polnischen Gefängnissen einsitzenden OUN-Leute wurden freigelassen. Die Wehrmacht formierte 1940 in den besetzten polnischen Gebieten aus OUN-Angehörigen die Bataillone ,,Nachtigall" und ,,Roland". Die OUN vertrat damals bereits das Ziel ,,Ukraine für die Ukrainer", was erklärtermaßen auf die Vertreibung und oft auf die Liquidierung der jüdischen und polnischen Bevölkerung hinauslief. Die OUN war in diesem Zeitraum maßgeblich an der Vernichtung von 200.000 Juden beteiligt.

Die dritte Periode begann am 22. Juni 1941 mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, was mit dem Einmarsch der NS-Armeen in das seit dem 17. September 1939 von der Sowjetunion besetzte ehemals polnische Gebiet begann. Die OUN-Führung hoffte nun darauf, dass das NS-Regime eine von der OUN kontrollierte Ukraine dulden würde und proklamierte am 30. Juni 1941 in Lwiw (Lemberg) die Unabhängigkeit. Das passte jedoch nicht in das Konzept der Nazis, weswegen einige führende ukrainische Nationalisten, darunter Bandera, zeitweilig inhaftiert und, wie bereits geschildert, als ,,Ehrenhäftlinge" in Sachsenhausen einsaßen. Die Masse der OUN-Kader agierte jedoch weiter als Hilfskräfte der Nazis. Sie waren aktiv beteiligt bei der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung und nunmehr auch im Kampf gegen die Rote Armee.

Eine vierte Phase begann Ende 1942, als sich die Niederlage der Wehrmacht abzeichnete. Die OUN-B führte nun zunehmend einen eigenen Krieg für eine ukrainische Unabhängigkeit – und beging dabei vor allem Massaker an der polnischen Bevölkerung. Diese Aktivitäten werden in einer gründlichen Untersuchung des britischen Historikers Keith Lowe aus dem Jahr 2012 wie folgt beschrieben: ,,Ende des Jahres 1942, als offenkundig wurde, dass die Macht Hitler-Deutschlands in Osteuropa an ihre Grenzen gestoßen war, desertierten die ukrainischen Polizisten in Scharen [...] und schlossen sich der neuen Partisanengruppe der OUN an, der Ukrainischen Aufständischen Armee (Ukrajinska Powstanska Armija , UPA). Und nun setzten sie die Kenntnisse, die sie im Dienst der SS erworben hatten, im Kampf gegen die feindlichen Volksgruppen ein. Neben den wenigen überlebenden Juden richtete sich ihr Vernichtungsfeldzug nun gegen die große polnische Minderheit. [...] In dem Blutrausch der folgenden Jahre wurden ganze polnische Gemeinden ausradiert. Alte Männer wurden ebenso ermordet wie Frauen und Neugeborene."

Der Autor beschreibt in der Folge einzelne Massaker – so im Dorf Oleksieta an Ostern 1943 oder am 12. März 1944 im Dorf und Kloster Podkamien. Keith Lowe bilanziert dann wie folgt:

    ,,Aus polnischen, aber auch aus deutschen und sowjetischen Quellen geht hervor, dass die ukrainischen Partisanen ihre Opfer köpften, kreuzigten, verstümmelten und ausweideten und die Leichen oft zur Schau stellten, um unter den verbliebenen Polen Angst und Schrecken zu verbreiten. Sie brannten Häuser und Kirchen nieder, schleiften Dörfer und raubten alles, was sie tragen konnten. Dieser Vernichtungsfeldzug wurde auf ganz Ostpolen und die westliche Ukraine ausgeweitet. Ukrainer, die ihren polnischen Nachbarn Schutz gewährten, wurden ebenfalls ermordet. Aus den UPA-Berichten geht hervor, dass die Partisanenbewegung vorhatte, die ethnischen Polen genauso umfassend auszurotten wie die Juden. Und vielerorts gelang das tatsächlich. [...] Nach sehr konservativen Schätzungen töteten ukrainische Partisanen in Wollhynien rund 50.000 polnische Zivilisten. In Galizien fielen ihnen zwischen 20.000 und 30.000 Menschen zum Opfer. Insgesamt dürften im Verlauf des Bürgerkriegs in der Grenzregion bis zu 90.000 Polen das Leben verloren haben. Auch auf der ukrainischen Seite waren tausende Tote zu beklagen, aber da der Genozid kein erklärtes Ziel der Polen war, verloren die Ukrainer sehr viel weniger Menschen als sie ihrerseits töteten – insgesamt etwas 20.000."[3]

Bandera saß zwar bis September 1944, wie erwähnt, als Ehrenhäftling in Sachsenhausen fest. Doch erstens konnte er auch von dort aus Einfluss auf seine Leute nehmen. Zweitens gibt es keinerlei Distanzierung Banderas von diesen Verbrechen. Und drittens agierte er nach seiner Freilassung im Herbst 1944 sofort wieder als Führer der OUN-B beziehungsweise der UPA – und dies in einer Zeit, als es viele der beschriebenen furchtbaren Massaker gab.

Bandera war beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess durchaus Thema

In seinem Gestammel zur Leugnung all dieser Verbrechen behauptete der Herr Botschafter, die OUN und Bandera könnten gar nicht solche Verbrechen begangen haben, ,,denn dann wäre er doch in Nürnberg verurteilt" worden. ,,Wenn Stalin Beweise" für Banderas Verbrechen gehabt hätte, dann wäre Bandera dort auf der Anklagebank gelandet – ,,aber", so Melnyk, ,,es gibt keine Beweise". Schließlich habe Bandera ja nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch viele Jahre lang ,,in Deutschland", gemeint ist Westdeutschland, gelebt. Dieses Argument entbehrt offensichtlich jeder Grundlage, da im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher nur vierundzwanzig Personen der deutschen NS-Führung vor Gericht standen. Die Tatsache, dass Tausende verantwortliche Nazis in Deutschland – und die meisten prominenten Kollaborateure des NS-Regimes in den von Deutschland besetzten Ländern – in Deutschland überhaupt nicht zur Verantwortung gezogen wurden und dass Polen, Israel und die Sowjetunion durchaus gefordert hatten, Bandera als Kriegsverbrecher vor ein Gericht zu stellen, sollte auch Melnyk bekannt sein.

Nicht bekannt dürfte ihm sein, dass im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess die OUN und Bandera durchaus Thema waren. Am 11. Februar 1946 wurde dem Nürnberger Gerichtshof die Aussage des ,,Obersten Erwin Stolze des früheren deutschen Heeres", einem führenden Mitarbeiter ,,im Amt II Ausland/Abwehr beim Oberkommando der Wehrmacht" als ,,Beweisstück USSR-231" vorgelegt und daraus wie folgt zitiert:

    ,,Ich [also besagter Oberst Erwin Stolze; W.W.] erhielt [...] die Weisung, eine Sondergruppe unter meiner Leitung aufzustellen. Diese Gruppe erhielt die Deckbezeichnung ›A‹ und war ausschließlich für die Vorbereitung der Sabotage- und Zersetzungsarbeit im sowjetischen Hinterland bestimmt. Um die gleiche Zeit hatte mich Lahousen [Vorgesetzter von Stolze; W.W.] mit einem Befehl des Wehrmachtführungsstabes bekannt gemacht, der Richtlinien für die Unterwühlungstätigkeit auf dem Sowjetgebiet nach dem Überfall Deutschlands auf Russland enthielt. Der Befehl war vom Feldmarschall Keitel nach Abzeichnung durch General Jodl [...] unterzeichnet. [...] In diesem Befehl wurde darauf hingewiesen, dass zur Unterstützung eines blitzartigen Schlages gegen die Sowjetunion Abw. II ihre Unterwühlarbeit gegen Russland mit Hilfe eines V-Mann-Netzes auf die Entfachung des Nationalhasses zwischen den Völkern der S.U. zu steuern habe. [...] Um die obengenannten Weisungen Keitels und Jodls auszuführen, hatte ich mit den im Dienste der deutschen Abwehr stehenden ukrainischen Nationalisten Fühlung [...] aufgenommen. Ich hatte unter anderem persönlich den Anführern der ukrainischen Nationalisten – Melnyk (Deckname, ›Konsul I‹) und Bandera [4] – die Weisung gegeben, sogleich nach dem Überfall Deutschlands auf Russland provokatorische Putsche in der Ukraine zu organisieren mit dem Ziele, die Sowjettruppen in ihrem unmittelbaren Hinterlande zu schwächen, sowie auch die internationale öffentliche Meinung im Sinne einer sich angeblich vollziehenden Zersetzung des sowjetischen Hinterlandes zu beeinflussen."[5]

Es geht nicht um einen faschistoiden Botschafter, es geht um die Regierungen in Kiew und Berlin

Nach dem skandalösen Interview mit Melnyk bei ,,Jung und Naiv" gab es zwar Proteste in Warschau und Tel Aviv und auch eine Distanzierung seitens des ukrainischen Außenministeriums. Das deutsche Auswärtige Amt – das sich bekanntlich einer ,,wertebasierten Außenpolitik" verpflichtet sieht – ließ jedoch verlautbaren, man wolle sich ,,an der Kontroverse um den ukrainischen Botschafter in Deutschland nicht beteiligen." Im Übrigen verweise man auf die Stellungnahme des ukrainischen Außenministeriums. Personelle Konsequenzen werden – bislang zumindest – von keiner prominenten Stelle gefordert.

Dabei geht es letzten Endes nicht um die Person Melnyk und dessen Bewunderung für einen Antisemiten und Faschisten. Der Skandal ist ein deutlich größerer. Er betrifft erstens die Regierung in Kiew und das politische System in der Ukraine und zweitens die Verantwortlichen und die Medien in Deutschland selbst.

Verschwiegen wird in der aktuellen Debatte, dass das Loblied auf den faschistischen Führer Bandera keine individuelle Marotte eines ,,streitbaren Botschafters" (NZZ) ist. Bandera gilt im Staat Ukraine den Eliten und den Verantwortlichen in der Regierung und in den Medien als Vorbild und als Held. Es gibt inzwischen in der Ukraine – vor allem im Westen des Landes, aber auch in der Hauptstadt Kiew – hunderte Bandera-Statuen. In der ukrainischen Hauptstadt wurde am 7. Juli 2016 der zentrale ehemalige ,,Moskowski Prospekt" in ,,Stepan Bandera Prospekt" umbenannt. Bereits 2009 erschien – anlässlich des hundertsten Geburtstags von Bandera – eine Briefmarke der staatlichen ukrainischen Post, auf der Stepan Bandera – ergänzt um seine Unterschrift und die Jahreszahlen ,,1999-2009" – abgebildet ist. Und als Ende Mai in Mariupol hunderte ukrainische Soldaten, die sich in den unterirdischen Gängen des Asow-Stahlwerks verbarrikadiert hatten, kapitulierten und die russischen Soldaten diese zwangen, ihre Uniformen abzulegen und ihre nackten Oberkörper zu präsentieren, konnte man dutzendfach tätowierte Körper mit Bandera-Konterfeis, SS-Runen, der Wolfsangel, dem Hakenkreuz und auch solche mit dem Konterfei von Adolf Hitler bestaunen. Beziehungsweise man konnte das in Deutschland eher nicht sehen. Zwar sendeten auch ARD und ZDF Aufnahmen des Russischen Staatsfernsehens, die diese ukrainischen Soldaten nach der Kapitulation zeigten. Doch die entsprechenden Sentenzen mit den nackten und derart tätowierten Oberkörpern waren herausgeschnitten worden. Man wollte einen solchen Anblick der deutschen Öffentlichkeit ersparen.

Die andere Ebene des Skandals Melnyk-Bandera betrifft die Verantwortlichen in Deutschland – in der Regierung in Berlin und die Verantwortlichen in den Medien. Melnyk ist seit dem 24. Februar buchstäblich in jeder Woche mehrmals auf allen Kanälen präsent. Er gab seit Kriegsbeginn Dutzende Interviews in Print- und elektronischen Medien; so gut wie immer wurden an ihn keine kritischen Fragen gestellt. Vielmehr wurde er immer kaum verhüllt als Waffe dafür eingesetzt, dass die Regierung zu noch mehr Waffenlieferungen aufgefordert, wenn nicht erpresst wird. Das Verhältnis des Herrn Botschafters zur Rüstungsindustrie wird übrigens im Interview (Minute 45 bzw. 2:12) wunderbar auf den Punkt gebracht: Melnyk erklärt dort mehrmals, dass die Chefs der Rüstungskonzerne (,,Ich kenne fast alle") zu den ,,wenigen Menschen (gehören), die uns verstanden", die ,,uns mit dem Herzen empfangen" haben.

Ganz offensichtlich steht der Mann unter einem besonderen Schutz. Mehrmals betont Melnyk im Interview, er sei ,,Bevollmächtigter", er habe ,,kein Abmahnung oder Ähnliches" erhalten, als er den Bundeskanzler direkt anging; er habe es auch nicht notwendig, mit Selensky ,,über Bandera zu sprechen". Wobei er in dem Interview den interessanten Einblick bietet, dass er seit mehr als 25 Jahren im diplomatischen Dienst der Ukraine steht, dass er damit ,,auch unter Russland-freundlichen" Präsidenten seinen Job machte – und dass er 2013/2014, in den Wochen des Maidan – so Tilo Jung – ,,tagsüber fürs (Janukowytsch-)Regime und abends", als Privatperson, ,,für den Maidan" aktiv gewesen sei (Minute 1:21).

Im ,,Jung & Naiv"-Interview auf einen längeren Aufenthalt in den USA – eine Geschäftsreise – angesprochen, reagiert Melnyk ausgesprochen zurückhaltend. Es ist der Interviewer Tilo Jung, der ihn darauf direkt anspricht und dann noch konkretisiert: ,,Du hast da sogar Brzezinski getroffen!", was Melnyk bestätigt.

Nun war der ehemalige Sicherheitsberater des US-Präsidenten Jimmy Carter, Zbigniew Brzezinski, ein Mann, der in seinem Buch ,,The Grand Chessboard" (,,Das große Schachbrett") geradezu visionär eine US-Strategie entwickelt, mit der Russland, bis dahin eine ,,eurasische Macht", zu einer ,,rein asiatischen Macht" degradiert werden sollte. Dabei würde ,,die Ukraine als neuer und wichtiger Raum auf dem eurasischen Schachbrett", einen ,,geopolitischen Dreh- und Angelpunkt" darstellen: ,,Ohne die Ukraine ist Russland kein eurasisches Reich mehr."[6]

Die Strategie, die bereits bei Brzezinski aufschien, die die heutige Regierung Biden praktiziert und für die Melnyk trommelt, ist aber eine Politik, die die Ausweitung des Ukrainekriegs zu einem europaweiten Krieg, der auch atomar geführt werden kann, ins Kalkül einbezieht. Es ist eine Politik, die vor allem die Interessen der US-Eliten und der Rüstungsindustrie zum Ausdruck bringt – mit einer Administration in Brüssel und mit einer Regierung in Berlin, die zunehmend Vasallenstatus hat. Was im Übrigen deutlich damit dokumentiert wurde, dass der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin Ende April die Verteidigungsminister und -ministerinnen von mehr als vierzig Ländern nach Ramstein auf den US-Luftwaffenstützpunkt eingeladen hatte, um dort eine Koalition zu schmieden und zum ersten Mal darauf zu orientieren, dass ,,der Krieg noch sehr lange dauern" wird.

Es muss alles getan werden, dieser Kriegstreiberei ein Ende zu bereiten, einen sofortigen Waffenstillstand und ein Zurück an den Verhandlungstisch zu fordern. Auch wenn der Herr Botschafter im ,,Jung & Naiv"-Interview sagt, das Minsker Abkommen sei ,,ein totes Pferd", so kann eine Lösung, mit der der Frieden wieder hergestellt wird, nur in einem Abkommen Minsk III bestehen.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=85554
"Vertrauen Sie denen, die nach der Wahrheit suchen, und mißtrauen Sie
denen, die sie gefunden haben."
(André Gide)

Hans

 Pandemned – der Dokumentationsfilm zum Corona-Terror-Regime

Hier geht es zum Film:
https://www.marijnpoels.com/pandamned-deutsch
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denen, die sie gefunden haben."
(André Gide)

Hans


Von Syrien bis zur Ukraine: Dieselben Regeln der Kriegspropaganda
08. Juli 2022 um 9:00 Ein Artikel von Karin Leukefeld

Bei der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine werden in deutschen Medien altbekannte Regeln der Kriegspropaganda aus dem Syrienkrieg angewendet. Die gegnerische Seite (Russland) sei verantwortlich, der russische Präsident wird dämonisiert. Man sei ,,nicht Kriegspartei", die gelieferten Waffen dienten nur der Selbstverteidigung der Angegriffenen. Diese kämpften heldenhaft während die gegnerische Armee verbotene Waffen einsetze und Grausamkeiten verübe. Unbelegte Behauptungen reichen, um den Gegner (Russland, Putin) als Schuldigen anzuprangern. Von Karin Leukefeld
Wie die syrische Stadt Aleppo und ihre Bewohner für Propaganda gegen Russland missbraucht werden

    ,,Im Donbas entfesselt der ,,Schlächter von Aleppo" seine brutale Strategie". Die Welt, 09.05.2022.
    ,,Ukraine-Krieg: Grosny, Aleppo, Butscha: Immer die gleichen Vorwürfe an die russische Kriegsführung". Stern, 05.04.2022.
    ,,Von Aleppo nach Kiew: Das ist der Putin den wir kennen". Tagesspiegel, 09.03.2022.
    ,,Von Aleppo nach Mariupol". Die Zeit, 04.03.2022. Und weiter: ,,Wir werden wohl bald Aleppo-ähnliche Bilder aus Mariupol sehen."

Medien im Krieg

Die Botschaft lautet, dass die russische Armee blutrünstig, brutal und menschenverachtend vorgehe und mit ihrer ,,barbarischen Kriegsführung" – wie in Aleppo – keinen Stein auf dem anderen lasse. Frauen würden in Massen vergewaltigt, Delphine im Schwarzen Meer siechten dahin, Kunst- und Kulturgüter würden zerstört. Als ,,Schlächter von Aleppo" bezeichnen deutsche Medien heute den russischen Präsidenten Wladimir Putin, wie sie zuvor den syrischen Präsidenten Bashar al Assad den ,,Schlächter von Syrien" nannten, Muammar al Ghadafi den ,,Schlächter von Libyen" und Saddam Hussein den ,,Schlächter von Bagdad".

Die Regeln der Propaganda

Die Regeln der Propaganda wurden 1928, vor knapp 100 Jahren, von dem britischen Baron und Politiker Arthur Ponsonby (1871-1946) in dem Buch ,,Lüge in Kriegszeiten" analysiert.

Ponsonby, der seine Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg verarbeitete, wird das Zitat zugeschrieben: ,,Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit". Heute ist bekannt, dass die Wahrheit schon vor dem Beginn eines Krieges erlegt wird. Politische Unwahrheiten, Lügen und Täuschungen bilden den Hintergrund, vor dem Kriege entstehen. Transportiert werden sie von Denkfabriken, Politik und Medien mit Hilfe einer globalisierten westlich dominierten Kommunikationsstruktur.

Meist sind die Lügen bekannt, weil es vor einem Krieg immer mindestens zwei Perspektiven gibt, die eine angespannte politische Situation beschreiben. Bis zum Irak-Krieg 2003 wurden die verschiedenen Perspektiven zumeist von Journalisten und Korrespondenten noch berichtet, wobei schon damals eine deutliche Differenz zwischen Berichten der westlichen Medien (EU, GB, USA) und arabischen, lateinamerikanischen oder asiatischen Medien (Asia Times, Al Jazeera, Prensa Latina) zu beobachten war.

Lüge in Kriegszeiten

Der Krieg von USA, Großbritannien und einer Koalition der Willigen (auch 4000 Soldaten aus der Ukraine waren dabei) gegen Irak 2003 wurde u.a. mit der vom britischen Geheimdienst MI6 verbreiteten Lüge vorbereitet, Irak verfüge über Massenvernichtungswaffen, die innerhalb von 45 Minuten einsatzbereit seien.

Der damalige US-Außenminister Colin Powell präsentierte im UN-Sicherheitsrat am 5. Februar 2003 angebliche Beweise dafür, dass der Irak fahrbare Chemiewaffenlabore im Einsatz habe.

Nichts wurde gefunden. Der Irak, geschwächt durch mehr als 10 Jahren UN-Sanktionen, wurde politisch, wirtschaftlich und sozial zerstört. 2016 wurde in London der Bericht der Chilcot Untersuchungskommission veröffentlicht, in dem die meisten Lügen der britischen Politik aufgedeckt wurden.

Dem Irak half das nicht. Niemand wurde rehabilitiert, niemand entschädigt. Weder die USA noch Großbritannien entschuldigten sich bei dem Land, das sie völlig destabilisiert hatten. Stattdessen wurden und werden weitere Kriege und Krisen mit Unwahrheiten, Lügen und Täuschungen vorbereitet und begründet. Perspektiven, Informationen und Berichte von Medien, die nicht das weltumspannende westliche ,,Narrativ" bedienen, sondern es hinterfragen, Hintergründe recherchieren und debattieren und andere Perspektiven einbringen, werden diffamiert, verfolgt und verboten. Die Regeln der Kriegspropaganda funktionieren immer wieder aufs Neue.

Warum Aleppo?

Zur Vorgeschichte gehört, dass in Deutschland über den Krieg in Syrien, Ursachen und Hintergründe, über das Geschehen in Aleppo und über die Akteure einseitig berichtet wurde. Die Darstellung unterlag übergeordneten Vereinbarungen, die von den USA, Großbritannien, Frankreich, einigen ausgewählten arabischen Golfstaaten, Türkei, Jordanien und Israel – das nie genannt wird – und den so genannten ,,Freunden Syriens" bestimmt wurden. Denkfabriken, Medien und Hilfsorganisationen wurden in dieses ,,Narrativ" eingebunden. Die UNO und ihre Organisationen agierten unter enormem Druck der westlich geführten ,,Freunde Syriens". Friedens- und fortschrittliche Organisationen in Deutschland, Parteien, Gewerkschaften und Kirchen und auch die meisten Journalisten hinterfragten die Darstellung kaum.

Das führte dazu, dass die Interessen der Bundesregierung gegenüber der breiten Öffentlichkeit in Deutschland nicht offengelegt wurden. Die Bundesregierung war – und ist – eingebunden in die Interessen von EU und NATO, die wiederum von den USA bestimmt wurden und werden. Die damals wichtigsten Verbündeten in der Region waren die arabischen Golfstaaten, Israel und die Türkei.

    ,,Der Westen, Golfstaaten und die Türkei" wollten in Syrien einen gewaltsamen ,,Regierungswechsel" (Stichwort: Regime Change) durchsetzen, stellte der US-Militärgeheimdienst DIA im August 2012 in einem internen Bericht fest. Zu dem Zeitpunkt wurden bereits Waffen und Kämpfer aus Libyen über das Mittelmeer in die Türkei transportiert und dort – unter Aufsicht der CIA – an bewaffnete aufständische Gruppen im Norden Syriens verteilt. Je mehr und je besser Waffen, desto mehr Kämpfer meldeten sich . DIA stellte dazu fest: ,,A. Im Land nehmen die Ereignisse eine deutliche konfessionelle Richtung. B. Die Salafisten, die Muslim Bruderschaft und Al Qaida im Irak (AQI) sind die führenden Kräfte die den Aufstand in Syrien vorantreiben. C. Der Westen, die Golfstaaten und die Türkei unterstützen die Opposition, während Russland, China und der Iran das Regime unterstützen."

judicialwatch.org/wp-content/uploads/2015/05/Pg.-291-Pgs.-287-293-JW-v-DOD-and-State-14-812-DOD-Release-2015-04-10-final-version11.pdf

Aleppo – Die Wirtschaftsmetropole

Aleppo kam aufgrund seiner strategischen Lage – der Nähe zur türkischen Grenze bei Azaz – in den Umsturzplänen eine besondere Rolle zu.

Die Stadt galt als Wirtschaftshauptstadt Syriens, hier wurde der Reichtum des Landes erwirtschaftet, die Basis seiner Unabhängigkeit. Gelegen im ehemaligen ,,Fruchtbaren Halbmond" und an wichtigen Handelsrouten, die Ost mit West (Seidenstraße) und Nord mit Süd (Gewürzstraße) verbanden, ist Aleppo seit dem 3. Jahrtausend vorchristlicher Zeitrechnung einer der berühmtesten Handelsplätze in der Region.

Im 12. Jahrhundert wurde Aleppo von den Kreuzrittern belagert, im 13. Jahrhundert wurde die Stadt von den Mongolen zerstört und im 15. Jahrhundert von den Osmanen erobert. Mit dem Fall des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurden die ehemaligen arabischen Provinzen des gefallenen Reiches mit dem britisch-französischen Sykes-Picot-Plan gevierteilt. Syrien und die Stadt Aleppo fielen unter französisches Mandat. Aleppo wurde von seinem arabischen und asiatischen Hinterland abgeschnitten, es mussten neue Handelswege gefunden werden. Erst 1946 zogen sich die Franzosen zurück, Syrien erlangte die Unabhängigkeit und wurde Mitglied der UNO.

Nach der gewaltsamen Gründung des Staates Israel und der Vertreibung der Palästinenser (1948) folgten Kriege, die Besetzung der Golanhöhen (1967), die traditionellen Handelswege Syriens zum Mittelmeer (Haifa, Beirut und Tripoli) waren ganz oder teilweise versperrt. Doch trotz der schwierigen politischen Entwicklung Syriens und der Region, war Aleppo vor dem Krieg 2011 wieder die wichtigste Wirtschaftsmetropole in der Region. Die Weltbank bezeichnete Syrien als die am schnellsten wachsende Wirtschaftsmacht unter den arabischen Staaten und prognostizierte, dass das Land bald auf Rang 5 der arabischen Ökonomien (...) geklettert sein werde.

Gelungen war das durch den Plan, aus Syrien, Türkei, Libanon, Jordanien und Irak eine gemeinsame Wirtschaftszone zu machen. Gemeinsame Infrastrukturprojekte waren geplant, der regionale Handel boomte. Zwischen Syrien und der Türkei wurden neue Grenzübergänge geöffnet, die Visumspflicht wurde aufgehoben. Die Händler von Aleppo hatten Beziehungen in alle Welt, neue Industriebezirke waren in und um die Stadt entstanden. In der Industriestadt Scheich Najjar – etwa zehn Kilometer vom Zentrum der Stadt entfernt – hatten sich mehr als 1900 Firmen angesiedelt, die Tausenden Menschen Arbeit gaben. Aleppo war die wirtschaftliche Hauptstadt Syriens.

Aleppo bleibt ruhig

Während in anderen Landesteilen die Konflikte 2011/ 2012 eskalierten, blieb es in Aleppo ruhig. Die religiöse und ethnische Vielfalt der Stadt, der ausgeprägte Geschäftssinn, die Ablehnung einer ,,Revolution" spiegelten sich in der politischen Zurückhaltung der Aleppiner.

Doch in den nordöstlichen Randgebieten der Stadt, die durch Landflucht und Bevölkerungswachstum unübersichtlich geworden waren, fassten bewaffnete Kämpfer – die aus der Türkei gekommen waren – Fuß und sagten der säkularen Gesellschaft im Zentrum von Aleppo den Kampf an. Im August 2012 erreichten sie den Ostteil der Altstadt im Herzen von Aleppo. Die Bewohner der alten Viertel flohen. Ein Augenzeuge ist der Fotograf und Filmemacher Issa Toumeh, der im Viertel Al Jdeideh lebt. Er beobachtete und filmte den Beginn des Krieges von seinem Fenster neun Tage lang. In seinem Kurzfilm ,,Neun Tage – Von meinem Fenster in Aleppo" (9 Days – From My Window in Aleppo) zeigt er, wie Bewaffnete in der Straße vor seinem Haus Position beziehen.

Aleppo – Die Zerstörung

Geschäftsleute, die sich den Kämpfern entgegenstellten, um ihre Geschäfte in der Altstadt zu schützen, wurden bedroht und zogen sich vor der Waffengewalt zurück. Andere versuchten die Kämpfer mit Geld zu besänftigen und dazu zu bringen, ihre Fabriken, Lager oder Häuser nicht anzugreifen. Die Kämpfer nahmen das Geld und griffen weiter an. Sie plünderten Fabriken und die Fuhrparks von Industrieunternehmen, dem syrischen Roten Halbmond und von ICARDA (International Center for Agricultural Research in the Dry Areas), dem Internationalen Zentrum für Agrarforschung in Trockengebieten.

Die Industriestadt Sheikh Najjar und nahezu alle Industriezentren in den Randbezirken von Aleppo wurden im September, Oktober 2012 gestürmt, geplündert und besetzt oder zerstört. Aus den Fabriken in Sheikh Najjar wurden Maschinen, Computer, Fuhrparks gestohlen und vor aller Augen über die nahegelegene Grenze in die Türkei abtransportiert.

Im Dezember 2012 folgte die Belagerung des Al Kindi Hospitals, der größten und modernsten Klinik für Krebserkrankungen in der Region mit 700 Betten. Auf einem Hügel gelegen, war es für den militärischen Sturm auf Aleppo ein wichtiger Stützpunkt, den die Kämpfer einnehmen wollten. Patienten und Personal konnten evakuiert werden, die syrische Armee versuchte die Klinik zu verteidigen. Im Dezember 2013 lenkten zwei Selbstmordattentäter je einen Lastwagen, beladen mit jeweils 40 Tonnen Sprengstoff, in den Eingangsbereich der Klinik und sprengten sich in die Luft. Das Gebäude brach in einer riesigen Staubwolke zusammen.

Aleppo – Das syrische Benghasi

Unterstützt wurden die Kämpfer bei ihrem Sturm auf Aleppo von den ,,Freunden Syriens". Der Plan war, aus Aleppo ein ,,syrisches Benghasi" zu machen. Das Vorbild war Libyen, wo die Hafenstadt Benghasi die Basis für die bewaffnete Opposition geworden war. Eine Flugverbotszone sollte angeblich Luftangriffe der libyschen Armee verhindern. Tatsächlich schützte sie die Anlieferung von Waffen, die mit Schiffen zu den Kämpfern in Benghasi gebracht wurden.

In Syrien sollte Aleppo die Basis für die syrische bewaffnete Opposition werden. Eine Exilregierung sollte etabliert werden. Im Umland von Aleppo sollten ,,Schutzzonen" errichtet werden, in denen die Kämpfer sich sammeln und zu einer ,,Freien / Neuen Syrischen Armee" ausgebildet werden sollten. Dann sollten sie in Richtung Damaskus marschieren, das vom Süden (Deraa, Yarmouk), vom Westen (Zabadani, Maraya) und vom Osten (Deir Ez-Zor, Palmyra, Ghouta, Douma) umzingelt werden sollte. Ziel war der Sturz der Regierung, ,,Regime Change".

Aleppo eignete sich als Basis für den Plan, weil aus der nahegelegenen Türkei Kämpfer und Waffen leicht über die Grenze gebracht werden konnten. Die Waffen waren seit 2011 aus Katar und Saudi-Arabien auf dem Luftweg nach Amman und Ankara und von dort jeweils zur syrischen Grenze transportiert worden, wie der damalige Ministerpräsident Katars, Scheich Hamad bin Jassim bin Jabar al Thani in einem Interview mit dem Katarischen Fernsehen 2017 erklärte. Das Vorgehen sei mit den USA und der Türkei abgesprochen gewesen. Für die militärische Koordination der Angriffe in Syrien habe es zwei international besetzte ,,Operationsräume" gegeben, einen in Jordanien und einen in der Türkei.

Aleppo – Die Belagerung

Es folgten vier schreckliche Jahre (2012 -2016) für die Bewohner von Aleppo. Die Front verlief durch die Altstadt und um die Stadt herum. West-Aleppo – wohin viele Menschen aus dem Osten der Stadt und dem Umland geflohen waren – war teilweise komplett von den bewaffneten Gruppen eingeschlossen. An deren Spitze stand die Nusra Front (Al Qaida). Allein im Sommer 2015 blockierten bewaffnete Gruppen nach Angaben von UNICEF mehr als 40 Mal die Wasserversorgung für Aleppo Stadt, wo damals rund 1,5 Millionen Menschen lebten. Die Wasseraufbereitungsanlage Al Khafseh am Euphrat, wurde von Kämpfern des Islamischen Staates besetzt und geschlossen, wodurch 2 Millionen Menschen in Aleppo und Umland ohne Wasserversorgung waren. Ein Luftangriff auf Al Khafseh – für den Syrien die US-Streitkräfte und die Opposition russische Kampfjets verantwortlich machten – richtete ebenfalls Zerstörung an.

Die Belagerung endete erst im Juli 2016, als die syrische Armee mit Unterstützung des Irans, der Hisbollah und der russischen Luftwaffe, die letzte Versorgungslinie für die Kampfgruppen in Aleppo unterbrach. Es folgte eine massive Angriffswelle der ,,Armee der Eroberung", die von der Nusra Front geführt von Idlib herkommend einen Sturm auf Ramousseh, im Süden von Aleppo startete und dabei Selbstmordkommandos mit Sprengstoffbeladenen Panzerwagen gegen Stellungen der syrischen Armee einsetzte. Doch der Angriff scheiterte, die Zahl der Opfer auf beiden Seiten war hoch.

Im Dezember 2016 war die Aleppo wieder unter syrischer Kontrolle. Die bewaffneten Kämpfer und ,,Oppositionellen" wurden unter internationaler Kontrolle nach Idlib evakuiert. Unter ihnen waren mindestens 14 ausländische Militärs und Geheimdienstoffiziere, wie ein syrischer Parlamentsabgeordneter mitteilte. Sie kamen aus der Türkei (1), USA (1), Israel (1), Katar (1), Saudi-Arabien (8), Jordanien (1) und Marokko (1).

Andere Geheimdienstquellen sprechen von weit mehr ausländischen Offizieren, die von syrischen Spezialkräften identifiziert worden seien: 22 Amerikaner, 16 Briten, 21 Franzosen, 7 Israelis, 62 Türken.

Im UN-Sicherheitsrat wurde hinter verschlossenen Türen heftig darüber verhandelt, wie mit diesen ausländischen Militärs – darunter Bürger der drei westlichen Veto-Mächte USA, Großbritannien und Frankreich – umgegangen werden sollte. Sie wurden schließlich im Rahmen der großen Evakuierung von 25.000 bewaffneten Kämpfern und deren Angehörigen unbehelligt in Bussen abtransportiert.

Nach Einschätzung von US-Geheimdienstveteranen (Veterans Today) sei der Abzug der mehr als 100 ausländischen Militärs und Geheimdienstoffiziere Teil des Waffenstillstands- und Evakuierungsplans gewesen. Russland und Syrien hätten weitere Kämpfe, Tote und Zerstörungen verhindern wollen und waren vor allem daran interessiert, die Kämpfer aus Aleppo zu entfernen. Russland habe auf einen sofortigen umfassenden Waffenstillstand gedrängt und wollte – in Absprache mit der Türkei und Iran – die politischen Gespräche aller Parteien in Astana beginnen. Die westlichen Veto-Mächte wiederum wollten ,,ihre Leute" sichern und stimmten dem Abzug der Kampfverbände nur zu, wenn auch ,,ihre Leute" abziehen könnten. Alle Seiten schwiegen über den Deal.

Was hat Aleppo mit dem Krieg in der Ukraine zu tun?

Warum also ziehen Politik und Medien im Westen eine Parallele zwischen dem Syrienkrieg und der Ukraine? Was hat Aleppo mit Kiew oder Mariupol zu tun?

Das Sprichwort ,,Haltet den Dieb" eignet sich vielleicht am ehesten als Erklärung. Wie ein ertappter Dieb versucht der Westen mit großem Geschrei auf allen Kanälen und rund um die Uhr, Russland zu beschuldigen, um von der eigenen Verantwortung für die Zerstörung von Aleppo abzulenken.

Die Botschaft lautet, dass die russische Armee blutrünstig, brutal und menschenverachtend vorgehe und mit ihrer ,,barbarischen Kriegsführung" – wie in Aleppo – keinen Stein auf dem anderen lasse. Doch wie beschrieben war das Geschehen in Aleppo anders. Die lauten Anschuldigungen sollen davon ablenken.

Die große Zerstörung von Aleppo fand zwischen 2012 und 2016 statt. Es war ein erbitterter Straßenkampf. Die Akteure waren auf der einen Seite die von den ,,Freunden Syriens" ausgerüsteten Kampfverbände, die das syrische ,,Regime stürzen" sollten und in westlichen Meiden als ,,Opposition" dargestellt wurden. Sie hatten den Krieg nach Aleppo gebracht. Die Akteure auf der anderen Seite waren die syrische Armee, die versuchte mehr als 1,5 Millionen Menschen zu schützen und die Stadt zu verteidigen. Unterstützt wurde die syrische Armee in dieser Zeit von der libanesischen Hisbollah und von iranischen Milizen und Beratern.

Russland war militärisch in der Zeit gar nicht in Aleppo aktiv. Die einzige militärische Aktivität Russlands geschah sehr effizient, professionell und abseits von Schlagzeilen in den Jahren 2013 und 2014, als die russische Militärpolizei die Chemiewaffenbestände Syriens mitten im Krieg sicherte und nach Latakia transportierte. Dort wurden sie von westlichen Spezialschiffen, auch aus den USA, an Bord genommen und vernichtet.

Erst Ende September 2015 griff Russland auf Bitten Syriens und auf Bitten des iranischen Generals Qasim Sulimani ein. Ziel war, die bewaffneten Kampfverbände von Dschihadisten und Al Qaida, die von der Türkei zu Tausenden nach Syrien strömten und sich auf den Sturm auf Aleppo vorbereiteten, zurückschlagen zu können. Russland bildete eine militärische Koordinationsstelle mit Syrien, Hisbollah, Iran und Irak. Den USA bot Russland an, zur Vermeidung direkter Konfrontation eine ,,militärische Hotline" einzurichten, um sich jeweils bei Luftangriffen zu informieren. Die USA stimmten zu.

Russlands Luftwaffe und Langstreckenraketen zerstörten in wenigen Wochen die Versorgungswege der Dschihadisten, Waffenlager, Routen und Konvois, über die das geplünderte syrische Öl von den Ölfeldern im Osten des Landes (Hasakeh und Deir Ez-Zor) nach Idlib und in die Türkei abtransportiert wurde.

Der ehemalige US-Marine (Vietnamkrieg) und spätere Senator Colonel Richard Black (78) war in Aleppo und hat die Folgen des Straßenkampfes dort und die enorme Zerstörung gesehen. Der Straßenkampf in Aleppo sei von 2012 – 2016 ,,eine ziemlich syrische Angelegenheit" gewesen, so Black. Sehr brutal, mit großen Verlusten. ,,Sie kämpften vier Jahre lang, bevor Russland überhaupt in den Kampf eingriff." Dabei sei Russland ,,extrem zurückhaltend" gewesen, ,,sich in den Kampf in Syrien einzumischen", so Black in einem Interview im April 2022.

Russland habe nur sehr kleine Einheiten von Soldaten entsandt, wenig Artillerie, einige Sondereinsatzkräfte und Berater. ,,Andererseits waren sie eine bedeutende und sehr effektive Luftwaffe, die die syrische Luftwaffe ergänzt" habe. Das sei jedoch nur im letzten Jahr des Krieges gewesen, als ,,die Syrer die terroristischen Kräfte schon ziemlich geschwächt" hätten. Die russische Unterstützung habe geholfen ,,das Gleichgewicht zu wahren", so Black. Aleppo sei der ,,große Sieg" im Syrienkrieg gewesen. ,,Die Russen für die massive Zerstörung in Aleppo verantwortlich zu machen ist unsinnig: weil sie gar nicht da waren", so Black. ,,Sie waren nicht da, als es passierte."

Fazit

Wer Aleppo kontrolliert, kontrolliert Syrien, heißt es. Der Krieg wurde nach Aleppo gebracht, weil man wollte Syrien kontrollieren wollte. Syrien hatte keine Wahl, als sich zu verteidigen. Vier Jahre lang wurde in und um Aleppo gekämpft, dann hatten die ,,Freunde Syriens" und ihre Kämpfer verloren. Der komplette Plan von Infiltration und Täuschung lag im Dezember 2016 offen auf dem Tisch.

Die russische Diplomatin Maria Khodynskaya-Golenishheva beschreibt in ihrem Buch ,,Aleppo – Krieg und Diplomatie" den diplomatischen Kampf, der auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Formaten um die Stadt geführt wurde.

Als Vertreterin Russlands und Co-Vorsitzende nahm sie an der Seite des damaligen UN-Sonderbeauftragten Staffan de Mistura an allen Treffen teil. Sie berichtet über die Gespräche, die zu der Vereinbarung zwischen Russland und der Türkei führten. Sie beschreibt, warum die russisch-US-amerikanischen Beratungen immer wieder scheiterten. Sie hebt die Interessen der so genannten ,,kleinen Gruppe" interessierter Staaten hervor – Russland, USA, Iran, Katar, Saudi Arabien und Türkei – über die die Öffentlichkeit in Deutschland kaum etwas erfuhr. Und sie schreibt darüber, wie seitens der UNO in den letzten Wochen und Monaten des Jahres 2016 immer wieder Raum für die bewaffneten Gruppen in Ost-Aleppo und ihre Interessen geschaffen wurde, während die syrische Armee, Russland und ihre Verbündeten blockiert wurden im Kampf gegen die – nicht nur aus syrischer Sicht – terroristischen Gruppen. Der immer wiederkehrende Vorwand war die Wahrung von Menschenrechten und die humanitäre Versorgung.

Die Befreiung von Aleppo, so ihr Fazit, sei ein Beispiel dafür, wie sich internationale und regionale Diplomatie und Außenpolitik im Zuge der Entstehung einer neuen, multipolaren Weltordnung verändere. Neue Bündnisse und Interaktionen könnten entstehen.

Russland brachte Iran und die Türkei mit Syrien und den bewaffneten Gruppen im ,,Astana-Format" an einen Tisch. Es wurden Waffenstillstandszonen vereinbart, die Kämpfer mussten die Waffen niederlegen, Syrien erklärte im Gegenzug eine Amnestie, die Voraussetzungen für einen innersyrischen Versöhnungsprozess wurden geschaffen.

Aleppo konnte gerettet werden, im größten Teil Syriens schweigen heute die Waffen. Den etwa 2 Millionen Menschen in der Stadt und im Umland blieb die Zerstörung. Kein Strom, wenig Wasser, die Jugend ist geflohen, Fachkräfte sind abgewandert. Der Wirtschaftskrieg von EU und USA gegen Syrien und seine Verbündeten, die Sanktionen und das US-Caesar-Gesetz, verhindern bis heute den Wiederaufbau im ganzen Land und kurbeln Inflation und Wirtschaftskrise an.

Der westliche Propagandakrieg, der den Konflikt um Aleppo und den Syrienkrieg von Anfang an begleitete, geht weiter. In Syrien konzentriert er sich auf die Provinz Idlib und humanitäre Hilfslieferungen, die politisch der Nusra Front – heute Hayat Tahrir al Scham – nutzen, die das Gebiet kontrolliert. Heute ist die Propaganda eingebettet in hybride Kriegsführung und zielt auf die gegnerischen Staaten ebenso, wie auf die Köpfe der eigenen Bevölkerung. Im Rahmen des Ukrainekonflikts ist Russland das aktuelle Ziel des US-geführten Blocks von NATO und EU. Das nächste Ziel wurde schon ins Visier genommen: China.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=85647
"Vertrauen Sie denen, die nach der Wahrheit suchen, und mißtrauen Sie
denen, die sie gefunden haben."
(André Gide)

Hans


Der emotionale Ausnahmezustand – Wenn Tatsachen und Argumente durch Ideologie ersetzt werden
16. Juli 2022 um 11:45 Ein Artikel von Jürgen Schiebert

Angesichts des Agierens der Bundesregierung erfassen mich Zorn, Enttäuschung, Verständnislosigkeit, Trauer, Angst und viele andere Gefühle gleichzeitig. Unter diesem negativen emotionalen Feuerwerk fällt es schwer, in einer Analyse klar und sachlich zu bleiben. Ich will es trotzdem versuchen. Von Jürgen Schiebert.
Mein Zorn: Der verlängerte Krieg

Zornig bin ich auf die Apologeten des Ukrainekrieges. Damit meine ich nicht die Russen, sondern diejenigen, die mit immer weiteren Waffenlieferungen und finanziellen Mitteln die Bevölkerung der Ukraine wissentlich als Kanonenfutter benutzen und den Krieg verlängern, den die Ukraine nicht gegen Russland gewinnen kann. Und sollte es zur ultima ratio kommen, einem Atomkrieg zwischen der US-Nato und Russland/China, dann sind alle bisherigen Opfer ohnehin nur noch Makulatur. Wie heißt es? Russland und die USA werden den Krieg bis zum letzten Ukrainer führen. Was mischen sich die USA überhaupt in einen Krieg zwischen zwei europäischen Staaten ein, so sinnlos dieser auch ist? Die einzige Berechtigung dafür wäre, wenn sie intensiv an einem Friedensabschluss mitarbeiten würden, aber sie tun genau das Gegenteil.

Zurzeit verwandeln sich Polen und die baltischen Staaten aufgrund der von den USA und der Nato betriebenen Aufrüstung – u. a. mit atomwaffenfähigen ,,Raketenabwehrsystemen" – zu einer zusätzlichen existenziellen Bedrohung für Russland. Damit werden weitere ,,rote Linien" überschritten, und wie die Russen darauf reagieren, wissen wir. Zornig bin ich und empfinde Abscheu gegenüber den westlichen Journalisten und Politikern, die eine beispiellose Hetz- und Desinformationskampagne führen. Weder wird über die wahren Ursachen des Krieges berichtet, die vor allem in den zunehmend verletzten Sicherheitsinteressen Russlands, den über 13.000 durch die ukrainische Armee getöteten Zivilisten im Donbass und den geostrategischen Interessen der USA zu suchen sind (wobei es ,,ganz nebenbei" auch um ihre globalen Wirtschaftsinteressen geht), noch sagt man uns die Wahrheit über die Erscheinungen des Krieges.

Man stelle sich vor, russische und kubanische Truppen würden Manöver an der mexikanisch-amerikanischen Grenze durchführen. Grundsätzlich sind ,,die Russen" resp. ,,Putin" an allem schuld. Bislang sind weder Butscha aufgeklärt noch andere Massaker (Ich habe einen Tag nach dem Abzug der Russen aus Butscha ein Interview mit dem Bürgermeister gesehen. Kein Wort von ermordeten Zivilisten. Diese tauchten erst Tage später in den TV-Berichten auf). Das erinnert fatal an den Überfall des Irak auf Kuwait 1990, als eine ,,Krankenschwester" unter Tränen behauptete, dass irakische Soldaten in kuwaitischen Kliniken Säuglinge aus den Brutkästen gezerrt und auf den Boden geworfen hätten. Später stellte sich heraus, dass die amerikanische PR-Agentur Hill Knowlton zwölf Millionen Dollar von der kuwaitischen Exilregierung für dieses Fake erhielt und die ,,Krankenschwester" eine Schauspielerin war (,,Brutkastenlüge"). Ins öffentliche Bewusstsein hat sich aber eingebrannt: Irakische Soldaten töten Säuglinge. Für unsere Medien und damit auch für die kritiklosen Rezipienten von Tagesschau, heute, Lanz oder Maischberger ist klar: die Russen töten, foltern, vergewaltigen und zerstören Schulen und Krankenhäuser (übrigens hat sogar die ukrainische Regierung ihre Menschenrechtsbeauftragte Denissowa entlassen, weil diese international über russische Massenvergewaltigungen, auch von Kindern, berichtet hat, die es in der Form gar nicht gab).

Durch solche Propaganda wird einseitiger Hass erzeugt. Es gibt in jedem Krieg Grausamkeiten (u. a. deswegen sollte es keine Kriege mehr geben), aber immer von beiden Seiten. Oder glaubt jemand, die Ukrainer bekämpfen die Russen mit Wattebäuschen? In den Medien ist ständig von ,,Krieg", ,,Lieferung von schweren Waffen", ,,Sanktionen", ,,russischen Massakern", ,, Russland muss ruiniert werden" usw. die Rede (stellvertretend seien unsere oberste Diplomatin und Strack-Zimmermann genannt), nie aber von ,,Friedensverhandlungen", ,,Gesprächen" oder ,,Kompromissen". Auch der ,,Philosoph" Habeck spricht vom ,,Nachladen". Die Russen sind nicht die imperialistischen und menschenmordenden ,,Hunnen", wie sie von der Nazi-Ideologie (die offensichtlich noch in vielen westdeutschen Köpfen spukt) und anderen dargestellt wurden und werden. Bei ihnen gibt es ebenso gute und weniger gute Menschen – wie bei uns. Auch sie wollen in Frieden und Ruhe leben, sind gastfreundlich und offen und ein durchaus heterogenes Volk – schon durch die vielen Nationalitäten im größten Land der Erde. Verärgert bin ich darüber, dass wir Deutschen, die der Sowjetunion größtes Leid im 2. Weltkrieg angetan haben, uns nicht erst seit heute wieder anmaßen, ihr Leben zu beurteilen und ihnen Ratschläge zu erteilen, was für sie gut oder schlecht ist (diese oberlehrerhafte Attitüde zeigen wir ja nicht nur gegenüber Russland). Warum kommen die Politiker nicht einer ihrer eigentlichen Aufgaben nach, nämlich für Ausgleich und Frieden in der Welt zu sorgen? Eine Außenministerin sollte die oberste Diplomatin ihres Landes sein und nicht, wie in Deutschland, die 1. Kriegsministerin.

Meine Enttäuschung: Kurzfristige und ideologische Entscheidungen

Enttäuscht bin ich von unseren Politikern. Weil sie sich am Nasenring von den USA durch die internationale Arena führen lassen. Eigenständige Entscheidungen im Sinne Europas oder gar Deutschlands? Fehlanzeige. Sie springen untertänigst auf den Sanktionszug und werden damit schwerste soziale, ökonomische und ökologische Verwerfungen erzeugen, die wir heute noch gar nicht abschätzen können. Mittlerweile ist für mich klar: Die gegen Russland verhängten Sanktionen2) sind ein Bumerang. Sie werden das westliche Europa in eine desaströse wirtschaftliche Situation bringen, die zu Massenunruhen, Generalstreik und innenpolitischen Auseinandersetzungen führen kann. Wenn Strom und Wärme unbezahlbare Mangelware werden, dann gute Nacht. Und Russland verkauft Öl und Gas eben an andere Interessenten, die sich freuen. Dieser Schuss geht eindeutig nach hinten los. Ich sehe nicht, dass dadurch die russischen Truppen an der ukrainischen Front aufgehalten werden. Ich sehe keine ökonomische oder politische Krise in Russland. Ich sehe keinen Zusammenbruch der Macht Putins. Was ich sehe, sind die schädlichen Auswirkungen aufseiten der Sanktionierer: steigende Inflation, sprich Preiserhöhungen im EU-Raum, die Ausrufung des Gasnotstandes in Deutschland, der unsere Energieversorgung maßgeblich beeinträchtigen und zu noch höheren Preisen führen wird, den Entscheidungszwang für große Teile unserer Menschen, zukünftig lieber zu frieren oder vernünftig zu essen, steigende Verarmung bis hin zur Verelendung (sozusagen eine andere Form von ,,Wachstum"). Dazu werden – unabhängig vom Krieg – die Rationierung von Trinkwasser und Probleme bei der Versorgung mit den Waren des täglichen Bedarfs kommen. Im Moment gleichen die Supermärkte noch Potemkinschen Dörfern, aber zunehmend werden Waren knapper oder wesentlich teurer werden. Nicht zuletzt, weil die damit verbundenen Nebenkosten – Produktion, Transport, Lagerung und Kühlung etc. – steigen werden

Die Kunst der Diplomatie besteht auch darin, sich in die Rolle des anderen zu versetzen. Aber offensichtlich haben EU, Nato und die USA ihr Urteil gefällt – und das ist unabänderbar. Politische Größe und Weisheit sehen anders aus.

Meine Verständnislosigkeit: Das Festhalten an falschen Entscheidungen

Kein Verständnis habe ich dafür, dass offensichtlich falsche Entscheidungen keinesfalls zurückgenommen werden. Unter so absurden Slogans wie ,,frieren für die Freiheit" oder ,,Russland muss wirtschaftlich und politisch geschwächt werden" ruiniert man das eigene Volk. Und leider haben Politiker nicht die Größe (und auch nicht den Intellekt), Fehlentscheidungen zuzugeben oder gar zu korrigieren. Die Wahrung ihres Gesichtes ist ihnen wichtiger als der alte römische Rechtsgrundsatz ,,salus populi suprema lex" (das Wohl des Volkes ist das höchste Gesetz). Dabei wäre es so einfach, den Hahn von Nordstream 2 zu öffnen. Aber aus ideologischen Gründen riskieren die von der Wirtschaft und den Militärs gesteuerten Politiker lieber zivilen Ungehorsam in Deutschland, als eine dumme Entscheidung durch eine kluge zu ersetzen.

Ebenso wenig Verständnis habe ich für die halsbrecherischen Begründungen der aktuellen ökonomischen Lage durch die Politik. Erst war es Corona, jetzt ist es Putin, der uns den Gashahn zudreht. Das ist gelinde gesagt Nonsens. Nicht Corona oder Russland sind verantwortlich für die sich verschärfende wirtschaftliche Lage, sondern die im Namen der Pandemie und des Ukrainekrieges von den Politikern getroffenen unklugen und zum Teil absurden Maßnahmen. Wie es immer in der Geschichte ist: je länger ein Ereignis dauert, desto mehr kommt über dessen Wesen ans Licht, auch wenn die politischen Demagogen versuchen, genau das zu verhindern, wie die Diskussion über die Wirksamkeit, aber auch die Folgen der Coronaimpfungen. Nur tröpfchenweise erfahren wir Details und Zahlen über Nebenwirkungen, Langzeitschäden und Todesfälle.

Und ganz nebenbei: die Regierungen dieser Welt sind weder befugt noch fähig, die ständig steigenden Vermögens- und Einkommensunterschiede auszugleichen, d. h. die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer.

Die Vermögensungleichheit ist drastisch gestiegen. Die Pandemie-Jahre haben am Stichtag im März 2022 in zwei Jahren 573 neue Milliardärinnen und Milliardäre hervorgebracht, zählte «Oxfam» nach Daten von «Forbes». Das Gesamtvermögen aller Milliardär*innen sei während der zwei Jahre der Pandemie um 42 Prozent (3,8 Billionen Dollar) gestiegen – so viel wie in den 23 Jahren davor. 99 Prozent der Menschheit mussten dagegen durch die Pandemie Einkommensverluste hinnehmen, listet Oxfam mit Bezug auf die im Januar veröffentlichten Zahlen auf.

Der Abstand zwischen den größten und den kleinsten Einkommen ist erneut gestiegen.

Seit Beginn der Pandemie sind so viele Menschen neu von extremer Armut betroffen wie seit 20 Jahren nicht. Die Kombination aus Covid-19, steigender Ungleichheit und steigenden Preisen drohe 2022 eine Viertelmilliarde Menschen in extreme Armut zu stürzen. Dass darin ein gewaltiger sozialer Sprengsatz liegt, dürfte jedem klar sein. Deshalb kann es – wie seit Jahrzehnten praktiziert – ein ,,weiter so" nicht mehr geben.

Meine Traurigkeit: Die Zukunft meiner Kinder und Enkel

Traurig bin ich, wenn ich an meine Kinder und Enkel denke. Was für eine inhumane, entsolidarisierte und ichbezogene Welt, die noch immer vom Profit- und Konsumstreben geleitet wird, hinterlassen wir ihnen? Indem wir weiter SUVs kaufen, herdenweise in ferne Länder fliegen, unsere endlichen Ressourcen verbrauchen (statt Wasser zu sparen, setzen wir Gigafactories in Wasserschutzgebiete, wobei die Politiker bei den Genehmigungsverfahren sichtbar Dollarzeichen in den Augen hatten), uns Riesenfernseher und alle zwei Jahre ein neues Smartphone leisten, Insekten und andere Tiere vernichten und Müll erzeugen, der schon lange keinen Platz mehr bei den Verursachern findet.

Traurig bin ich, wenn ich unseren – noch vorhandenen Überfluss – sehe und lese, dass auf anderen Kontinenten Millionen Menschen verhungern, verdursten, auf der Flucht vor Dürre und anderen Naturkatastrophen sind. Es wird nicht mehr lange dauern und sie stehen vor unserer Tür. Dann werden uns die Ukraineflüchtlinge wie ein Luxusproblem erscheinen, auch wenn der Vergleich hinkt. Dass verstärkt Klimaflüchtlinge kommen werden, lässt sich nicht mehr vermeiden, Kriegsflüchtlinge hingegen müssten nicht sein – wenn es keine Kriege mehr geben würde. Da aber Kriege vorwiegend aus wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen geführt werden, trotz aller ideologischen, religiösen oder freiheitlich-demokratischen Verbrämung – werden sie die Menschen Zeit ihrer Existenz begleiten. Mehrmals hatten wir die Gelegenheit, Kriege auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen, wir haben sie jedes Mal ungenutzt vergehen lassen.

Und Angst habe ich, weil ich nur noch wenig Hoffnung sehe, dass sich Vernunft und Erkenntnis gegen Macht, Egoismus und Profitdenken durchsetzen können.

,,Das ist in einer kapitalistischen Welt nicht zu erwarten. Dass die Menschen bei den Manipulationsmachenschaften zum Handeln finden, wäre ein Wunder", so Thomas-F. Henning. Und weil die Propaganda- und Manipulationswerkzeuge im Dienste des Unheils ständig verfeinert werden, bedarf es schon einer guten Bildung und der Kraft zum selbständigen Denken, um sie zu durchschauen und ihnen zu widerstehen.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=85781
"Vertrauen Sie denen, die nach der Wahrheit suchen, und mißtrauen Sie
denen, die sie gefunden haben."
(André Gide)

Hans



Neue Auflagenzahlen
Das Zeitungssterben nimmt weiter an Fahrt auf
Von Mario Thurnes
Do, 21. Juli 2022

Die Zeitungen haben im vergangenen Jahr im Schnitt über fünf Prozent an Auflage verloren. Bei den Zeitschriften waren es sogar fast neun Prozent. Der Leser verabschiedet sich in der Medienlandschaft als Souverän.

Aus welcher Perspektive berichtet mein Medium? Hört sich nach einer schwierigen Frage an, ließ sich aber an diesem Donnerstag anhand eines einfachen Tests feststellen: Hat das Medium es als positive Meldung gefeiert, dass der Staat so hohe Steuern wie noch nie eingenommen hat? Oder hat das Medium darauf hingewiesen, dass die Bürger in Zeiten von Rekordpreisen für Lebensmittel und Strom auch noch so viele Steuern wie noch nie zahlen mussten? Im ersten Fall berichtet das Medium aus Perspektive der Regierung, im zweiten Fall berichtet es aus der Perspektive seiner Leser, Hörer oder Zuschauer.


Medien, die aus Perspektive der Leser, Hörer und Zuschauer berichten, sind die Ausnahme geworden. Die praktische Nähe zwischen Journalisten und Mächtigen hat dazu geführt, dass es immer öfters auch zu einer inhaltlichen Nähe kommt. Bei den Lesern, Hörern und Zuschauern hat das wiederum zu einer Entfremdung geführt. Diese zeigt sich vor allem im Zeitungssterben. Das kündigte sich schon zum Milleniumswechsel an, wie unter anderem der Publizistik-Professor Hans Mathias Kepplinger festgestellt hat. Durch das Aufkommen des Internets hat sich dieser Trend dann aber entsprechend beschleunigt.

Bis etwa vor zehn Jahren haben die Zeitungen im Schnitt zwei Prozent ihrer Auflage pro Jahr verloren. Mittlerweile hat sich dieser Trend beschleunigt. In den letzten Jahren waren es um die 5 Prozent im Schnitt. So wie jetzt wieder vom zweiten Quartal 2021 zum zweiten Quartal 2022. Die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) erhebt diese Zahlen. Unter anderem haben sich der IVW 339 lokale Tageszeitungen angeschlossen.

Die lokalen Tageszeitungen hatten im zweiten Quartal 2021 noch eine verkaufte Auflage von zusammen 15,4 Millionen Exemplaren. Diese ist zurückgegangen auf 14,6 Millionen Exemplare. Das entspricht einem Rückgang von 5,3 Prozent über ein Jahr gesehen. Allein vom ersten zum zweiten Quartal in diesem Jahr ist die gemeinsame Auflage um fast 200.000 Exemplare zurückgegangen. Die E-Paper sind in diesen Zahlen mitgerechnet. Ihre Verbreitung steigt zwar tendenziell, aber dieses Plus kann das Minus bei der gedruckten Zeitung nicht ausgleichen.

Zeitungssterben
Zeitungen verlieren an Lesern und an Bedeutung – vor allem bei Jüngeren
Noch deutlicher fallen die Werte der Zeitschriften aus. 1444 Zeitschriften sind bei der IVW gemeldet. Ihre verkaufte Auflage ist binnen eines Jahres von 66,5 Millionen auf 61,1 Millionen gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 8,9 Prozent. Anders als die Zeitungen können sie ihre Bilanz auch nicht mehr mit Bordexemplaren schönen, da sie mit fast 500.000 Exemplaren bereits ein hohes Niveau erreicht haben.

Was bedeutet diese Tendenz für den Leser? Unmittelbar einen Qualitätsverlust: Die Finanzierungsmodelle der Zeitungen sind schwer beschädigt. Nicht nur die Einnahmen aus dem Verkauf schrumpfen. Auch große Teile des Anzeigenmarktes sind ins Netz abgewandert. Wobei der Verlust der Kleinanzeigen für die Verleger noch schmerzhafter ist als der Rückgang bei den Geschäftsanzeigen. Viele Zeitungen haben daher Personal abgebaut, während die Aufgaben zugenommen haben. Wer für die Lokalzeitung übers Rathaus schreibt, muss heute zum Beispiel oft genug gleich den Film fürs Internet mitdrehen.

Auch die Bezahlung hat sich verschlechtert. Viele Verleger zahlen nicht mehr nach Tarif. In den gleichen Redaktionen sitzen ältere Mitarbeiter mit Verträgen jenseits der 5000 Euro, während Einsteiger kaum noch 3000 Euro erhalten. Wer als Arzt oder Physiker schreiben kann und will, für den ist der Gang zur Zeitung ein finanzieller Abstieg. Sodass im Zeitungsbereich fast nur noch Geisteswissenschaftler zu Hause sind – oft genug mit mehr Sendungsbewusstsein als Sendungsvermögen.

"Passende" Medien
Bill Gates verschenkt Geld an zahlreiche Medien – auch an den ,,Spiegel"
Neben der Qualität verliert der Leser aber mittelbar seine Rolle: die als Souverän der ,,Vierten Gewalt". Zum einen übernehmen Stiftungen diese Rolle. So steht der Spiegel auf der Empfängerliste der Bill and Melinda Gates Foundation. Dadurch entstehen schwer durchschaubare Interessenkonflikte: Als Wohltäter setzt sich der Stifter Gates weltweit für Impfungen ein, als Milliardär und Aktienbesitzer profitiert er, wenn Pfizer Impfdosen verkauft, selbst wenn sie später weggeschmissen werden. Über wen will der Spiegel berichten? Über den Wohltäter oder den Profiteur?

Das ,,Sturmgeschütz der Demokratie" betont, dass Gates' Geld nicht die Berichterstattung über Gates beeinflusse. Jüngst klagte der Spiegel den Einfluss an, den Milliardäre auf demokratische Entscheidungen nehmen. Auf dem Titelblatt fehlte Gates, den versteckte der Spiegel in den Tiefen des Fließtextes. Jetzt konnte der Spiegel einen Auflagenzuwachs von 56.000 Exemplaren innerhalb eines Jahres feiern. Den verdanken die Hamburger vor allem vergünstigten Digital-Abos. Die kann man mit Gates' Geld im Rücken leichter anbieten. Wer will dann noch sagen, wer wann welchen Hut aufhat? Sicher ist nur, dass es nicht der Hut des Lesers ist.

Wes Brot ich ess...
,,Spiegel" im publizistischen Kampf gegen Milliardäre – Bill Gates wird verschont

Auch der Staat greift immer häufiger und unverschämter in den Journalismus ein, der laut Verfassung eigentlich nicht staatlich sein darf. Über die Internet-Plattform ,,Funk" fließen bereits Rundfunkgebühren an private Medienmacher. Doch die Politik scheint sowohl Scham als auch die Geduld zu verlieren. So unterstützt die Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen das Bonn Institute. Das setzt sich wiederum für ,,konstruktiven Journalismus" ein. Der Journalist soll dabei keine Probleme aufzeigen, sondern Lösungen. Letztlich gibt der Staat also Geld dafür aus, dass sich Journalisten nicht mehr auf Probleme konzentrieren. Wie viel die Staatskanzlei gibt, ist nicht bekannt. Wie viel der Steuerzahler aufbringen muss, ist die Perspektive des Lesers, Hörers und Zuschauers. Im Mittelpunkt steht aber künftig die Perspektive des Staates und dessen Vertreter wollen lesen, dass sie als Wohltäter aufgetreten sind – und nicht, was das den Steuerzahler kostet.

TE 04-2022
Prof. Kepplinger: Medien haben in der Coronakrise schlecht kommuniziert

TE 06-2019 Kepplinger: Journali


https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/zeitungen-ivw-neue-auflagenzahlen/
"Vertrauen Sie denen, die nach der Wahrheit suchen, und mißtrauen Sie
denen, die sie gefunden haben."
(André Gide)

Hans


Der Backofen bleibt heiß – trotz allem
27. Juli 2022 um 13:30 Ein Artikel von Frank Blenz

Dem Volk aufs Maul schauen (und danach handeln) – das müsste Pflichtaufgabe aller Entscheidungsträger sein. Gerade aber beweisen die, die viel Macht haben und Entscheidungen treffen können und müssen, das Gegenteil, finden Menschen aus dem Volk, die, die den Laden im Land tatsächlich am Laufen halten. Einer der am Laufen Haltenden ist ein Bäckermeister und Kaffeehausbesitzer aus meiner Heimatstadt, dem wie vielen kleinen und mittleren Handwerkern in diesen Tagen ernüchternde Schreiben von Energieversorgern ins Haus flattern. Darin steht, dass demnächst sehr viel mehr für den energetischen Betrieb von Backofen, Laden und Kaffeehaus zu berappen sei. Das empört den Unternehmer, der die Ursache für derlei Preistreiberei in der Gier der großen Monopolisten und im Stillhalten und Nichtgegensteuern der Politik sieht. Der Bäcker macht sich Sorgen um sich, seine vielen Kollegen und all ihre Mitarbeiter, doch er gibt sich kämpferisch, denn seine Berufung, Unternehmer zu sein, käme ja von etwas unternehmen. Von Frank Blenz.

Dreifacher Preis für notwendige Energie, um Brot zu backen

Beim Anblick des Schreibens mit den Preis-Tabellen, die Monat für Monat die Tarife für Energie in diesem und im kommenden Jahr zeigen, wird es Rico Wagner mulmig in der Bauchgegend. Da steht zunächst 351 Euro für einen Monat. Dann werden daraus 1.328 Euro. ,,Das ist allein für das Geschäftshaus", sagt Wagner. Die zweite Kostennote für den Backofen zeigt an: Zunächst 521 Euro pro Monat. Ab diesen Oktober sollen monatlich 1.615 Euro überwiesen werden. Backen wird somit enorm teuer für den Bäcker. Wie soll er das auffangen, meistern, fragt er sich. Und damit nicht genug. Die Kosten für sein Kaffeehaus sind noch gar nicht berechnet, der Vermieter wird wohl erst 2023 Nebenkosten-Post versenden. Von den steigenden Preisen für die Zutaten zum Backen ganz zu schweigen ...

,,Ich bin sauer, wie es soweit kommen kann, dass gewisse Leute derart zulangen. Klar, das wird ja zugelassen. Wobei es ja noch nicht mal ausgemacht ist, dass die Energiepreise so hoch bleiben. Oder doch?", so der Handwerker. Rico Wagner lässt ebenso nicht gelten, dass der Ukraine-Krieg immer und immer wieder als Ursache genannt wird, interessiert registriert er das politische und mediale Geschehen und traut den Verkündungen und Erklärungen nicht. Auch wie ihn die Statements nerven, dass ,,die fetten Jahre vorbei" seien, dass ,,man den Gürtel enger schnallen" müsse und dass man nun mal für eine Zeit lang ,,für die Freiheit frieren" könne. Wagner friert sozusagen doppelt. Er sieht die Lage aus zwei Blickwinkeln: als Unternehmer und als Bürger, der privat ebenfalls tiefer in die Tasche greifen muss, um all die alltäglichen Rechnungen zu begleichen.

Schweigen, ein paar Momente lang, Rico Wagner, 44 Jahre, nippt an einem Kaffee in seinem Kaffeehaus. Das bekannte und beliebte Lokal betreibt er in der Plauener Altstadt neben seinem Stammbetrieb, einer alteingesessenen Familien-Bäckerei. Am Eingang steht eine feine Schiefertafel, auf der edel gezeichnet das Jubiläum des Lokals zu lesen ist: 10 Jahre Kaffeehaus Müller. Es ist ein Lebenstraum: ,,Ich wollte immer so ein Kaffeehaus, mit meiner Frau Antje und meinen Mitarbeitern haben wir das geschafft. Und das wird so bleiben."

Der erfüllte Traum von Krisen bedroht

Schon nach acht Jahren zogen dunkle Wolken auf, die Pandemie machte auch dem Plauener Unternehmer zu schaffen. ,,Wir hatten zeitweise viele Monate dicht, außer den Bäckerladen. Und wenn wir das Lokal öffneten, waren wir nur mit der Umsetzung von Maßnahmen beschäftigt." Gerade atmete man etwas auf, schon knallt man eine neue Krise vor den Latz, sagt der Bäcker.

Und nun? Wagner ist nachdenklich, er macht sich Sorgen, man sieht ihm an, wie seine Gedanken kreisen, wie er am Überlegen ist. Seine Miene hellt sich auf. Ja doch, bei allen Bedenken, bei einer durchaus verständlichen Wut, der Bäckermeister will nicht hadern, er agiert, er reagiert. Maßvoll ändert er die Preise, das Gespräch mit den Kunden hegt und pflegt er. Telefonieren ist gerade seine wichtigste Nebentätigkeit zum Hauptberuf Bäcker. ,,Politiker kontaktieren, bei der Handwerkskammer vorsprechen, protestieren und die Lage klar und deutlich machen. Die dürfen nicht in Ruhe gelassen werden, sonst passiert nichts", so Wagner. Seine Forderungen, es sind auch die seiner Kollegen sind, lauten: Deckelung der Preise für Energie, Verhandlungen mit Versorgern, mit Anbietern, Diplomatie statt Eskalation im großen Weltgeschehen. Wagner: ,,Ja, ich bin nur Bäcker und kein großer Außenpolitiker, aber es muss doch machbar sein, dass man sich einigt und diese Abwärtsspirale gestoppt wird." Es ist nicht schwer, bei gutem Willen, den Laden am Laufen zu halten, es brauche ,,nur" Verantwortungsbewusstsein und Willen. Willen, allein d e n sähe der Unternehmer bei wichtigen Leuten gerade nicht. ,,Das ist tragisch, das ist ein Skandal."

Den Laden am Laufen halten.

Dabei ist es leicht. Machen statt blockieren und nicht handeln. Der Bäcker- und Konditormeister Rico Wagner lebt seinen Beruf. Leidenschaftlich bäckt er Brot. Und Kuchen. Torten zaubert er, der Betrachter der süßen Kunstwerke kommt aus dem Staunen gar nicht heraus. Eis kreiert er, feines, frisches – kurzum: Meister Wagner ist ein unentbehrlicher Mann. Er beherrscht sein Handwerk, trifft klare Entscheidungen und ist mit seinen Mitarbeitern für seine Menschen, seine Kunden da. Gute, faire Rahmenbedingungen verdienten Menschen wie Rico Wagner.

,,Unser täglich Brot...", heißt es in einem berühmten Gebet. Ganz ohne Religion sei gesagt, dass Brot in einem reichen Land nicht zum Luxus werden darf. Es brauche gar nicht viel, Salz, Mehl, Wasser. Kreativ, wie der Bäckermeister ist, hat er aus einer besonderen Roggensorte namens Waldstaute von einheimischen Feldern ein schlichtes, wunderbares Brot gebacken. ,,Ich setze mich dafür ein. Bei mir bleibt der Backofen heiß, auch wenn es jetzt sehr teuer wird. Und es wird keine Abstriche in Sachen Qualität geben. Ich will sehr daran glauben, dass diese ganze Krise eine große Welle ist, die über uns rauscht. Aber jede Welle ist ja mal vorbei."
https://www.nachdenkseiten.de/?p=86319
"Vertrauen Sie denen, die nach der Wahrheit suchen, und mißtrauen Sie
denen, die sie gefunden haben."
(André Gide)

Hans

Propaganda mit dem Tod einer Ärztin
Die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr war oft in den Medien, wenn es darum ging, C-Propaganda mitzutragen und Druck auf uns auszuüben. Sie erhielt Drohbriefe, die ihr sehr zusetzten, dürfte sich auch mit einer vor wenigen Monaten eröffneten eigenen Praxis (siehe Interview mit Ex-SPÖ-Mandatar Josef Broukal im April 2021) übernommen haben und beging nun Suizid. Sofort wurde ihr Tod dazu benutzt, auf ,,Impfgegner" mit allen möglichen wenig schmeichelhaften Bezeichnungen einzuprügeln. Wie zu erwarten wird es auch dazu verwendet, wieder einmal einen auf ,,Yes we care" auf dem Wiener Stephansplatz (am Montag) zu machen. Wenn man Menschen für Propaganda benutzt, gibt es nichts Perfideres, als einer nicht beteiligten Gruppe zu unterstellen, für den Tod anderer verantwortlich zu sein. Wer sich besonders empört, ist auch vorne mit dabei, wenn es darum geht, andere einzuschüchtern und für ihre Entscheidungen zu maßregeln.

Weiter hier:  https://alexandrabader.wordpress.com/2022/07/30/propaganda-mit-dem-tod-einer-arztin/
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Hans

Totalitäre Kontrolle war immer das Ziel: Was wir tun können, um ihre Agenda zu vereiteln

,,Wenn wir sie nicht aufhalten, werden wir durch die Tore der Hölle schlafwandeln, eine Einbahnstraße in die digitale Dystopie".

In einem meiner Substack-Beiträge, in dem es um CBDC und das Digital Transaction Control Grid geht, bin ich auf ein Kleinod gestoßen. Wenn man durch die Kommentare scrollt, fällt einem eine lange Nachricht auf, die aus gutem Grund lang war, denn sie stammt von niemand anderem als Dr. Mike Yeadon.

Weiter hier:  https://uncutnews.ch/totalitaere-kontrolle-war-immer-das-ziel-was-wir-tun-koennen-um-ihre-agenda-zu-vereiteln/
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